Sardinien – Moraira

02.10. – 04.10.2013

Auf Carloforte steigt Daniel nochmal in den Mast, weil wir das Großsegel die letzten 3-4 Meter sehr schwergängig runter bekommen. Außerdem verursacht der Gennaker bei Benutzung ohrenbetäubenden und Nerv tötenden Lärm und der herunter gestürzte Fall lässt uns in der Beunruhigung, was da oben noch im Argen sein könnte. Leider müssen wir feststellen, dass auch der reguläre Großfall, an dem das Großsegel hängt und an welchem ich Daniel hochgezogen habe, nicht richtig gesichert war. Langsam haben wir bei aller Toleranz genug von französischen Werften. Mein Mann beauftragt mich, ein Regelwerk für Bootsbesitzer zu erstellen. Die ersten beiden Punkte lauten wie folgt: 1.) Mach alles selbst! und 2.) Was Du nicht selber machen kannst, das lass machen, aber sei dabei! Das Gequietsche vom Gennaker können wir leider auch durch Fetten der Rollen und allen möglichen anderen Versuchen nicht abstellen und sind bis heute mehr oder weniger ratlos, was es sein kann. Eventuell ist das Material oder die Dicke der Schoten daran schuld, das werden wir noch eruieren müssen, sonst würde gerade der geräuscharme Segelspaß sehr stark beeinträchtigt. Dienstagabend gehen wir auf Empfehlung der netten Lady der Marina im Restaurant „La Galaia“ essen. Was soll ich sagen? Hausgemachte Pasta mit Pesto bzw. Venusmuscheln. Unschlagbar! Auf
dem Rückweg kehren wir das zweite Mal an diesem Tag in einer klitzekleinen Gelateria ein und essen Eiscréme, deren Geschmack man nicht mit Worten beschreiben kann. Die Theke umfasst vielleicht zehn Sorten der kühlen Süßigkeit, also nicht wirklich viel Auswahl, aber das macht es gerade aus und eine Sorte schmeckt besser als die andere aussieht. Hier ist irgendwie alles bella-amore! Ein älterer Herr kommt aus der Gelateria heraus und teilt uns genüsslich an seinem Eis schleckend mit, dass es hier sehr gut schmeckt. Ich sage ihm, dass wir das wissen, da wir heute hier schon mal waren, woraufhin er uns amüsiert und wissend anlächelt. Das sind so kleine rührende Erlebnisse, von denen man nicht genug haben kann. Ein bisschen wehmütig verlassen wir am Mittwochmorgen den Hafen von Carloforte Richtung Westen. Die Vorhersage hört sich diesmal etwas besser an. Erst sollen wir gar keinen Wind bzw. ganz leichten Gegenwind haben, der dann in der Nacht drehen und zunehmen soll. Also haben wir dann achterlichen Wind, der uns per Segel nach Spanien ziehen kann. Genauso kommt es auch. Wir holen uns in jeder Morgen- und Abendrunde das Wetter via Kurzwelle von Intermar (dem deutschenAmateur- Seefunkdienst). Vielen Dank dafür! Das hilft unterwegs ungemein. Das mit dem Wind passt diesmal und wir legen viel Strecke nur mit dem Gennaker und ohne Motor zurück. Einzig die Wellen machen uns zu schaffen. Der vom vorherigen Sturm übrig gebliebene Seegang kreuzt sich mit anderen Wellen aus der entgegengesetzten Richtung. Wenn die Wellen aufeinander treffen, türmen sie sich ca. 5-6 Meter auf. Angetrieben durch mitunter 35 Knoten von hinten im Segel surfen wir bis zu 15,6 Knoten den Wellenberg hinunter. Ein berauschendes Gefühl! Da wir Kreuzsee haben, werden wir im Tal quer zur nächsten Welle geschoben. Wir müssen einige viele Stunden dann genau in diesem Moment per Hand gegensteuern, damit die darauffolgende hohe Welle nicht über unser Schiff bricht und uns womöglich rumreißt. Der Autopilot, der wirklich sein Bestes gibt, schafft es aber in diesen kritischen Augenblicken nicht schnell genug, uns wieder auf Kurs zu bringen. Es ist ein Tanz zwischen den Wellen. Wir sind uns einig, dass das ca. 3-4 Stunden Spaß macht. Danach wird es zunehmend anstrengend. Bleibt nur zu hoffen, dass die Vorhersage für den nächsten Tag mit abnehmendem Wind und Seegang wirklich eintrifft. Gott sei Dank ist es auch so. Es kehrt Ruhe ein. Der nächste Tag und die nächste Nacht sind relativ easy. Kaum Verkehr und ruhige See. Irgendwann müssen wir die Motoren zu Hilfe nehmen und fahren durch bis Moraira, wo wir am Freitagnachmittag um 14.43 Uhr (MESZ) früher als erwartet und wohlbehalten ankommen. Unser digitales Logbuch namens Tripcon, was übrigens auch eine geniale Erfindung ist, sagt uns, dass der letzte Törn von Malta bis hierher mit unserem kleinen Schlenker zurück nach Sardinien fast 1.000 Meilen betrug. Insgesamt haben wir mit diesem Schiff schon über 5.000 Meilen zurückgelegt. Dann sind doch die ungefähr 30.000 Meilen der geplanten Weltumrundung ein Klacks! Das ist wirklich witzig. Wenn man sich im Sturm oder sonst einer unangenehmen seglerischen Schaukelei befindet, will man eigentlich nur noch nach Hause und nie wieder aufs Schiff. Aber kaum irgendwo an einem netten Ort angekommen, fühlt man Stolz über den zurückgelegten Weg und Freude am Kennenlernen von allem Neuen und Unbekannten. So sind wir Menschen halt, wir speichern zum Glück nur das Positive und lassen uns die Unannehmlichkeiten sehr schnell vergessen. Die erste Nacht im fest stehenden Haus in Moraira war auch sehr interessant. Zum ersten schaukelte unser Bett wie verrückt, obwohl wir bei Landgang eigentlich keine Probleme mehr mit der Anpassung haben und zum zweiten sind wir abwechselnd aufgewacht, um Wache zu schieben. Was sind wir doch für Gewohnheitstierchen! Am nächsten Morgen spüre ich Muskeln, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie besitze. Am Samstagvormittag war schon Martin, unser Watermaker-Spezialist von Dessalator, an Bord, der wirklich sehr kompetent und umgänglich ist. Dann haben wir das Schiff schon teilweise ausgeräumt oder uns einfach nur auf der Terrasse am Haus ausgeruht. Morgen, am Montag, den 07.10.2013, bringt Daniel das Boot in die Varadero (Werft) Alicante in unser Winterlager. Ich fahre mit dem Auto hinterher. Dort haben wir schon einen Termin mit Raymarine, da unsere Navigationsanlage auf dem Weg von Sardinien bis hierher ca. 200 Fehlermeldungen ganz unterschiedlicher Art gezeigt hat. Wir hoffen, dass dieses Problem behoben wird, da die Geräte selbst sehr gut sind und wir sie prinzipiell nicht missen möchten.

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