England – Schottland – Irland 2019

Hinter uns liegen 2 traumhafte Monate im Sommer mit dem Wohnmobil durch das historische England, die Highlands und entlang der Küste von Schottland und über die Insellandschaft Irlands.

1.) Belgien – Frankreich Eurotunnel

Um auf die andere Seite des Ärmelkanals zu gelangen, wählten wir die Variante des Eurotunnels, was sehr praktisch und schnell ist. Auf dem Weg nach Calais (genauer gesagt Coquelles) in Frankreich, wo der Eurotunnel beginnt, legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Koksijde in Belgien ein, um uns mit frischen Krabben zu versorgen. In Calais angekommen, platzierten wir uns auf dem Warteparkplatz, und Daniel zauberte ein leckeres Abendmahl aus den kleinen Meeresviechern. Am nächsten Morgen passierten wir den Check-in, bei dem heutzutage alles elektronisch funktioniert. Anhand des Kennzeichens wird das Fahrzeug identifiziert und das Ticket ausgedruckt. Dann wartet man auf einem gesonderten Parkplatz, dass auf der dortigen Anzeigetafel der Aufruf zur Einfahrt in den Zug erfolgt. Ein Schotte mit einem Sprinter o.ä. sprach uns dort an und fragte uns, wohin wir wollten. Wir sagten, dass wir vor allem in die Highlands wollen. Seine Aussage, dass es dort Straßen gibt, die so schmal und steil sind, dass er schon mit seinem Fahrzeug Probleme hätte, durchzukommen, hat mich nicht wirklich beruhigt. Der Eurotunnel ist mit seinen 50 km Länge der längste Unterwassertunnel der Welt. Man fährt in einen großen Güterzug ein und nach ca. 30 Minuten ist man in Folkestone, welches in der Nähe von Dover liegt, schon in England angekommen.

2.) England

Cambridge

Von Folkestone starteten wir sofort durch Richtung Cambridge. Die Umstellung auf den Linksverkehr hatte Daniel erstaunlich schnell adaptiert. Nur die Kreisverkehre waren anfangs gewöhnungsbedürftig. Aufpassen sollte man in England beim Passieren von Tunneln oder Brücken. Auf dieser Strecke betrifft das z.B. Dartfort Crossing, eine Brücke für die man im Internet eine Gebühr bezahlen muss. Wenn man das nicht mitbekommt, kann das nach Hause flatternde Bußgeld teuer werden. Das sollte uns in Irland auch noch mal bei der Benutzung von bestimmten Motorways begegnen. Wir haben scheinbar alles ordnungsgemäß erledigt.

Daniel hatte für uns schon den Campingplatz Cabbage Moore ausgeguckt. Dort angekommen, gab es gleich Probleme mit der Größe unseres Womos. Auf den Platz durften nur Fahrzeuge mit maximal 8 m Länge, obwohl ausreichend Fläche vorhanden war. Mit der Kiste für unsere Bikes hinten dran sind wir aber über 10 m. Na gut, ausnahmsweise konnten wir für 2 Nächte bleiben. Der Computer im Office musste auch noch ausgetrickst werden, weil das Programm auch nur auf 8 m ausgelegt war. Das Personal war aber sehr freundlich und der Campingplatz sehr schön. Am darauffolgenden Tag fuhren wir mit dem Bus in die Innenstadt.

Cambridge ist eine ostenglische Stadt am Fluss Cam und beheimatet die renommierte und prestigeträchtige Universität aus dem Jahre 1209. Sie besteht aus 31 unabhängigen Colleges und hat mehr Nobelpreisträger hervorgebracht als irgendeine andere Uni auf der ganzen Welt. Berühmte Absolventen waren u.a. Isaac Newton, Charles Darwin, Oliver Cromwell und Francis Bacon. Natürlich hat Cambridge noch mehr zu bieten, wie verschiedene Kirchen  oder der Botanische Garten, außerdem zahlreiche Pubs und Lokale. Nach der Erkundung der Stadt gönnten wir uns ein leckeres Steak im Restaurant gegenüber des King´s Colleges.

Belford – Watt

Nachdem wir am nächsten Tag von Cambridge aus weiter nach Norden gefahren waren, suchte ich eine Übernachtungsmöglichkeit via App. Als geeignet befanden wir einen Stellplatz am Watt in Belford (Bamburgh). Leider hatte uns die App nicht verraten, dass die Einfahrt recht eng und zugewachsen war. Wir versuchten trotzdem durchzufahren und holten uns schon die ersten Schrammen. Mist! Die Idylle dieses Ortes direkt am Watt und die Beobachtung von Ebbe und Flut trösteten uns aber über die Ärgerlichkeit hinweg. Üblich ist es auf solchen Stellplätzen, dass man 10,- Pfund für die Übernachtung in einem dafür vorgesehenen Briefkasten hinterlässt. Wir genossen den zauberhaften Sonnenuntergang und die Stille.

3.) Schottland

Der Name Schottland kommt von Scoti, dem lateinischen Namen für die Gälen, die in diesem Gebiet heimisch waren.

Edinburgh

Nach der Romantik am Watt peilten wir wieder eine Großstadt an der Ostküste an. Diesmal verbrachten wir einige Tage in Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands seit dem 15. Jahrhundert. Daniel hatte wieder einen netten Campingplatz ausgesucht, von dem wir mit einem Minibus in die mittelalterliche Altstadt gelangen konnten. Der freundliche Fahrer holte uns vormittags am Campsite ab und pickte uns am späten Nachmittag in der Stadt wieder auf. Außerdem konnten wir von ihm noch ein paar wertvolle Tipps bekommen. Am ersten Tag liefen wir erstmal kreuz und quer durch die Innenstadt, um uns einen Überblick zu verschaffen. Wie immer steuerte Daniel zielsicher die Straße mit den besten Pubs und Restaurants an, die Rose Street. Irgendwie hat er einen Sensor dafür. Hier probierten wir auch das schottische Nationalgericht namens Haggis. Es handelt sich hierbei um den Magen eines Schafes, der mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett vom Schaf, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt ist. Es schmeckt so, wie es sich anhört. Keine Ahnung, was die Schotten daran finden. Einen Tag später besuchten wir gleich morgens das Edinburgh Castle, welches herrschaftlich über der Stadt thront. Die Burg beherbergt die schottischen Kronjuwelen und den „Stein der Vorsehung“, der bei der Krönung der schottischen Könige eine Rolle spielte. Leider hatten wir nicht alleine die Idee, uns das Castle anzuschauen, sondern gefühlt noch 1 Million andere Touristen. Somit war es leider etwas voll, aber wenn wir schon mal hier sind, wollten wir es uns auch nicht entgehen lassen. Danach schauten wir in „The Scotch Whisky Experience“ vorbei. Dort wird für teueres Geld eine Tour angeboten, bei der veranschaulicht wird, wie man Whisky herstellt. Wir waren uns schnell einig, dass wir das Geld lieber verfuttern und versaufen, zumal wir ja in der Karibik in genug Destillerien waren. Außerdem waren wir dann später auf unserer Reise noch in der Destillerie von Daniels Lieblingswhisky. Stattdessen schlenderten wir über die Royal Mile mit ihren neoklassizistischen Gebäuden hin zur georgianischen New Town. Dort befindet sich u.a. die St. Giles´ Cathedral, das John Knox Haus, die Queen´s Gallery und seit 1999 der Sitz des schottischen Parlaments Am östlichen Ende der Straße befindet sich der Holyrood Palace, die offizielle Residenz der britischen Königin in Schottland, mit dem angrenzenden Holyrood Park.

Am Sonntag erkundigten wir uns bei unserem Minibus-Fahrer, wo man einen Kilt kaufen könnte. Er empfahl uns ein Secondhand-Geschäft am Grassmarket. Prima, in diesem Teil der Stadt waren wir noch nicht. Der Grassmarket diente von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts als Marktplatz für den Vieh- und Pferdehandel. Dort befand sich auch die öffentliche Hinrichtungsstätte, der „Galgen von Edinburgh“. Außerdem gab es 1681 hier den ersten Brunnen mit fließendem Wasser in Edinburgh. Da wir bei den gebrauchten Kilts nicht fündig geworden sind, suchten wir weiter und fanden einen Kiltmaker, bei dem Daniel die Anfertigung eines originalen Kilts in Auftrag gab. Vor wenigen Tagen ist er endlich bei uns eingetroffen. Bilder werden nachgeliefert. Unser Taxifahrer wies Daniel speziell darauf hin, dass es ganz wichtig ist, unter dem Kilt keine Unterwäsche zu tragen. Die Damen würden das gern ohne Vorwarnung nachprüfen. Zum kulinarischen Abschluss des Tages gab es den weltbesten Hamburger bzw. Brezelburger und das leckere Dunkelbier Belhaven im urigen Pub „The Black Bull“.

The Falkirk Wheel Mariner Center

Für die Bildung sollte auf unserer Tour ebenfalls gesorgt sein. Aus diesem Grund wählte Daniel als nächstes Ziel das „Falkirk Wheel“, ein modernes Schiffshebewerk in der Nähe der schottischen Stadt Falkirk, aus. Es wurde 2002 von Königin Elisabeth II. anlässlich ihres goldenen Thronjubiläums eingeweiht und ist durch seine Konstruktion in der Art eines Riesenrades einmalig auf der Welt. Die Überwindung des Höhenunterschieds von 24m des Forth- und Clyde-Kanals ermöglicht es kleineren, schmalen Schiffen, den sogenannten Narrowboats auf dem Wasserweg zwischen Glasgow und Edinburgh zu verkehren.

St. Andrews

Als Golfinteressierte konnten wir auf der Weiterfahrt an diesem Tag auf einen Halt in der königlichen Stadt St. Andrews, der Heimat des Golfsports nicht verzichten. Der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews wurde 1754 hier als einer der ersten Golfclubs überhaupt gegründet. Am Old Course, dem wahrscheinlich bekanntesten Golfplatz der Welt, steht das berühmte Clubhaus. Auf diesem Linkscourse (am Meer) findet etwa alle 5 Jahre die Open Championship statt. Die malerische Kleinstadt an der Nordseeküste geht auf eine frühchristliche keltische Siedlung zurück und ist auch bekannt für seine traditionsreiche Elite-Universität. Nach unserem Stadtrundgang kehrten wir zu unserem Parkplatz zurück. Wir waren so froh, eine tolle Übernachtungsmöglichkeit zwischen dem Golfplatz und dem Strand gefunden zu haben. Dort gab es große Flächen, auf denen tagsüber viele Fahrzeuge standen. Am Abend waren nur noch einige Wohnmobile übrig. Leider kam dann ein freundlich, aber bestimmt schauender Mensch auf uns zu und teilte uns mit, dass wir hier nicht stehen bleiben konnten bis zum nächsten Tag. Soviel zum Thema, dass man in Schottland überall stehen bleiben und übernachten kann. Jetzt sah ich auch die Notiz an unserer Frontscheibe. Wir mussten keine Strafe bezahlen, aber den Parkplatz verlassen. Witzig war auch, dass auf dem vorgedruckten Zettel stand, dass die zuständige Behörde sich für den Hinweis entschuldigen würde, falls man nicht die Absicht hatte, hier zu overnighten. So sind die Engländer und Schotten, entschuldigen sich für alles, meist mehrmals. Jetzt hatten wir ein Problem, da es schon langsam dunkel wurde, und wir uns einen anderen Schlafplatz suchen mussten. Also fragte ich meine schlaue App. Die gab mir einen Stellplatz in der Nähe an. Unser Navi ist eigentlich auch auf unsere Maße des Wohnmobils eingestellt. Irgendwas ist aber mächtig schief gelaufen, denn der Weg dorthin wurde immer enger und führte uns immer mehr in die Pampas. Uns Entgegenkommende schauten uns mit großen Augen an. Um eine Kurve konnten wir nur nach mühsamem Rangieren fahren. Diese Strecke war definitiv nicht für unser Fahrzeug geeignet. Als wir den Stellplatz hinter einem Wohnhaus erreicht hatten, stellten wir fest, dass die Zufahrt zu diesem so schmal und verwinkelt war, dass wir da auf keinen Fall drauf kamen. Nach dem Wenden auf dem engen Vorhof mussten wir den Weg zur größeren Straße nochmal zurücklegen. Dann entschieden wir uns, auf einem vorgegebenen Seitenstreifen des Motorways zu nächtigen. Die Nacht war nicht ganz so gemütlich, da es wirklich sehr nah an der Straße ist und das Womo bei jedem vorbeifahrenden Auto wackelte. Da wir das No-Overnight-Problem zukünftig noch einige Male auftrat, suchten wir uns meistens lieber einen Camping

Glenfarclas

Wir saßen so im Pub in St. Andrews und bestaunten die verschiedenen Whiskyflaschen im Regal bis die Frage aufkam: Sag mal, wenn wir schon in Schottland sind, wo sind eigentlich die bekannten Whisky-Destillerien, speziell die Lieblingssorte von Daniel: Glenfarclas? Internet weiß Bescheid. Ups, ganz in der Nähe, hätten wir fast verpasst. Also lag das nächste Tagesziel fest. Im Nordosten Schottlands sind viele Destillerien auf einem Whisky-Trail angesiedelt, weil die Lage am Fuße der Berge das Getreide und das spezielle Wasser aus dem Fluss Spey einzigartig macht. Wir entschieden uns für einen Besuch bei Glenfarclas, einer Destillerie, die 1836 gegründet wurde. Im Jahre 1865 wurde sie an John Grant verkauft und befindet sich noch in dessen Familienbesitz. Der Name wird von Glenfarclas selbst mit „Glen of the Green Grassland“ („Tal des grünen Graslandes“) übersetzt. Wir buchten eine Führung. Der intensive Geruch der Maische hat mich fast umgehauen, und so musste Daniel den Rundgang in der Gruppe ohne mich beenden. Neben Maisch- und Gärbottichen war ein Fass aus dem Geburtsjahr Daniels 1953 im Wert von 1,6 Millionen Pfund am beeindruckendensten. Zur Verkostung war ich dann erwartungsgemäß wieder fit. Natürlich versorgten wir uns auch mit diversen Abfüllungen des guten Tröpfchens. Wir hatten gehofft, dass wir auf dem Firmengelände mit dem Womo bis zum nächsten Tag bleiben können. Weil das aber nicht möglich war, reisten wir weiter.

Inverness

Im Sommer, wenn die Touristen im Land unterwegs sind, finden die legendären Highlandgames in Schottland statt, die aus der Zeit der keltischen Könige stammen. Meist muskelbepackte Männer und Frauen stemmen an bis zu 100 Orten zu verschiedenen Terminen Felsbrocken oder Baumstämme. Wir haben uns zum Anschauen dieser Spiele den Ort Inverness, das Tor zu den Highlands, ausgesucht. Erstens lag er vom Termin her auf unserer Route, zweitens hatten wir uns beim Taxifahrer in Edinburgh erkundigt, und der meinte, dass Inverness („die Mündung des Ness“) ein schöner Ort ist. Besonders viel hat Inverness zwar nicht zu bieten, aber es ist tatsächlich ein hübsches Städtchen an der Nordostküste Schottlands. Auf dem Campingplatz am Caledonian Canal, dem Verbindungsweg zwischen dem Atlantik und der Nordsee, verbrachten wir mehrere Tage und liefen jeden Morgen die 3 km bei Wind und Wetter in die Stadt. Der Weg führte am Fluss Ness entlang und dann über die idyllischen Ness Islands. Um diese Inseln zugänglich zu machen, wurden die ersten Brücken bereits 1828 gebaut. Schon von weitem erblickt man das imposante Burgschloss aus dem 19. Jahrhundert. An dieser Stelle stand vorher eine Burg, in welcher Macbeth im 11. Jahrhundert regierte, wenn auch angeblich nicht ganz so grausam, wie von Shakespeare beschrieben. Erwähnenswert sind außerdem die St. Andrew´s Cathedral auch aus dem 19. Jhdt. die Kirche Old High St. Stephen´s und der Victorian Market in der Altstadt, in dem man Lebensmittel, Kleidung und Kunsthandwerk erwerben kann. Für unser Abendmahl kauften wir dort erstmal Steaks von den schottischen Rindviechern und legten sie später auf den Grill. Bevor wir den langen Heimweg antraten, tranken wir immer mindestens ein Bierchen im „Lauders“ und schauten dort Golf im Fernsehen. Unsere Golfschläger hatten wir zwar auch mit und in Schottland und Irland gibt es an jeder Ecke einen Platz, wir kamen aber irgendwie leider nicht zum Spielen. Dann war es endlich soweit. Die Highlandgames im riesigen Bught Park in Inverness wurden eröffnet. Mit viel Tamtam zog die Dudelsack-Parade in ihren Kilts mit traditioneller Musik ein. Kinder in Nationaltrachten tanzten dazu in schottischem Brauch. Wer wollte, konnte sich später auch mitbewegen, was sehr lustig anzuschauen war, denn keiner beherrschte wirklich die schottischen Tänze. Die Spiele an sich waren etwas enttäuschend für uns, weil zum einen kaum einheimische Wettkämpfer teilnahmen, sondern überwiegend Tschechen und zum anderen waren die Kugeln, Felsen und Baumstämme nicht besonders groß. Egal, es war ganz witzig, und wir haben es mal gesehen. Nach dieser Erfahrung zogen wir mit dem Womo weiter am River Ness zum Loch Ness.

Loch Ness

Den Besuch beim berühmt berüchtigten Seeungeheuer Nessie konnten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Direkt am Loch Ness, einem Süßwassersee im Great Glen ist vor ein paar Jahren ein toller Campingplatz eröffnet worden. Die letzten Meilen dorthin waren wieder etwas abenteuerlich, da der Weg immer schmaler und schließlich zur Single Road wurde. Hinwärts haben wir es ganz gut geschafft, weil uns kein größeres Fahrzeug entgegen kam. Auf dem Rückweg hatten wir aber Gegenverkehr von einem Bus. Wir mussten uns so an den Fahrbahnrand quetschen, dass ich uns schon den Abgrund runter kullern gesehen habe, aber der Busfahrer war entspannt, mein Mann war entspannt. Es wurde so lange rangiert, bis es passte und weiter ging es. Unser zweitägiger Aufenthalt am See war von romantischen Spaziergängen und Erholung pur in der wunderschönen Natur geprägt. Und welch Überraschung: Von Nessie keine Spur!

Eilean Donan Castle – Highlander

Am darauffolgenden Tag gab es dafür eine tolle Überraschung für mich. Daniel verriet mir aber nicht, worum und wohin es ging. Der Route folgend hatten wir uns – ups –plötzlich doch verfahren. Also hieß es – wenden. Rückwärts eingelenkt in eine Einfahrt auf relativ schmaler Fahrbahn und wir saßen fest. Schitte! Vorwärts fahren war nicht mehr. Wie kommen wir jetzt hier wieder raus. Wir haben gedacht, dass wir im Schlamm festsitzen. Auf der Straße mussten auf beiden Seiten schon einige Fahrzeuge stoppen. Darunter war auch ein Truck. Vielleicht könnte der uns im Notfall raus ziehen. Ich schaute aber erst nochmal aus dem Seitenfenster und stellte fest, dass sich eine unserer unteren Schürzen zur Seite weg spreizte. Wir hingen damit auf dem neben der Einfahrt befindlichen Grasbuckel fest. Gott sei Dank, war es nicht in Höhe unserer Treppe, sondern knapp dahinter. Okay, wenn wir das Womo jetzt bewegen, egal in welche Richtung, wird uns die Verkleidung weg knallen. Kurz überlegen. Warum nutzen wir nicht die Möglichkeit, das Heck des Fahrzeuges anzuheben? Ahhhh, siehe da, wir waren frei. Bei der Vorbeifahrt am Truck grüßte dieser freundlich, lächelte und zeigte den Daumen hoch. Gut gemacht! Jetzt hatte leider die Seitenschürze einen kleinen Riss und war unten vom Aufsetzen etwas lädiert, sonst war aber nichts weiter passiert. Das war aber noch nicht die Überraschung. Wir wendeten ein paar Kilometer weiter in einer größeren Einfahrt und fuhren zurück auf die richtige Straße. Ich möchte nochmal dazu sagen, dass ich meistens navigiere, und wir uns dann öfter mal verfahren. Also auch mit meiner, oder gerade mit meiner Orientierung wäre das nicht besser gelaufen. Daniel kann das eigentlich immer gut, diesmal ist es halt schief gelaufen. Gut. Den ersten Halt gab es an einem schnuckeligen, kleinen Café, das Daniel ausfindig gemacht hatte und, in dem wir ganz vorzüglich frühstückten mit einheimischem Lachs und anderen Köstlichkeiten. Die Besitzerin des Cafés fragte mich, wohin es geht. Ich meinte: Es ist eine Überraschung! Wir fuhren noch einige Kilometer weiter, bis plötzlich linker Hand eine Burg erschien. Immer noch Ratlosigkeit meinerseits. Das ist doch das Castle von Highlander. Ach so. Hätte ich ja auch mal drauf kommen können, mitten in den Highlands. Über diese Brücke lief in dem Film Christopher Lambert. Daniel wusste, dass ich den Highlander damals toll fand. Das war eine super Überraschung! Am Abend schauten wir uns den Film nochmal an. Ehrlich gesagt, was ich an dem Typen fand, weiss ich nicht mehr. Aber egal, es war trotzdem ein gelungenes Highlight.

Dornoch

Zum Übernachten hatten wir uns einen Campingplatz auf dem weiteren Weg nach Norden ausgesucht. Leider war dieser so klein, dass sie auch mit dem besten Willen keinen Platz für uns hatten. Immerhin gab mir die freundliche Dame eine sehr hilfreiche Karte der North Coast 500 (genauer gesagt 516 Meilen) mit. Wir hatten zwar auch einiges an Literatur mitgenommen, aber hier waren alle Campingplätze, Parkplätze und Sehenswürdigkeiten an der Nordküste Schottlands eingetragen. Außerdem waren die Straßen kategorisiert nach Größe und, ob sie steil waren oder am besten gar nicht erst mit einem größeren Wohnmobil befahren werden sollten. An dieser Stelle möchte ich auch mal die super Vorbereitung von Daniel erwähnen, der zu meiner Beruhigung jede Straße und jeden Zipfel, den wir fahren wollten am Abend vorher mit Streetview abgefahren ist. Natürlich wird es, je näher man der Küste kommt, immer schöner, aber bei einigen Routen haben wir uns dann doch entschieden die etwas größere Straße durchs Inland zu nehmen. Die Straßen, die wir gefahren sind, waren schon eng genug. Von den einspurigen Straßen habe ich ja bereits berichtet. Auf denen war Daniel viel lieber unterwegs, da alle rücksichtsvoll fahren und es auch an den Singleroads immer in kurzen Abständen Passing Places gibt. In der Regel sieht man schon von weitem das andere Fahrzeug und derjenige auf dessen Seite sich die Einbuchtung befindet, weicht aus und wartet. Als viel schlimmer wurden von uns beiden die zweispurigen, äußerst schmalen Straßen empfunden. Hier kachelten die uns entgegenkommenden Busse und LKWs mit unverminderter Geschwindigkeit an uns bzw. an der Beifahrerseite vorbei. Zwischen deren und unserem Spiegel war oft extrem wenig Platz. Ich habe es oft schon im Geiste Scheppern gehört. Außerdem ragten auf der Fahrerseite die Verkehrsschilder in die Fahrbahn. Die Ecken waren größtenteils schon umgeknickt. Es war also immer die Auswahl zwischen nach links ausweichen und das Verkehrsschild mitnehmen oder näher rechts am Gegenverkehr fahren. Daniel hat es aber wieder super gemeistert, und es ist nie etwas passiert, nicht mal die kleinste Berührung.

Dornoch sollte einen Campingplatz haben, der groß genug für unser Womo ist. Das war auch so. Auf einer riesigen Fläche konnte man zelten oder mit dem Caravan oder Wohnmobil stehen. Vor dem Gelände gab es einen kleinen Golfplatz. Die Innenstadt hingegen war winzig klein. Aber in der wahrscheinlich einzigen Dorfkneipe „The Eagle“ konnten wir super dinieren.

Thurso

Um in den äußersten Norden Schottlands zu kommen, hangelten wir uns entlang der wilden, wunderschönen Küstenlandschaft bis nach Thurso. Dort steht man mit dem Wohnmobil direkt am Meer und bekommt alle Wetterumstände hautnah mit. Zwischendurch war es so windig, dass einige Camper Mühe hatten, ihre Zelte aufzubauen. Im platzeigenen Diner geht scheinbar die ganze Stadt essen. Wir wählten aber nach einem Strandspaziergang ein einladendes, einfaches Fischerrestaurant, in dem man frischen Haddock (Schellfisch) bzw. Fish and Chips speisen kann. Es sind ein paar Meter bis in die Innenstadt, aber zu Fuß ist das gut zu schaffen. Nach längerem Suchen fanden wir auch einen etwas versteckt gelegenen Pub im Ort.

Orkney Islands

Der Aufenthalt in Thurso hatte einen bestimmten Grund. Daniel hatte sich eine Tagestour zu den Orkney Islands („Seehundsinseln“) ausgedacht. Vom nahe gelegenen Scrabster konnten wir mit der Fähre auf die Hauptinsel Mainland fahren, vorbei an dem südlich vorgelagerten Eiland Hoy mit dem „Old Man of Hoy“, einer 137m hohen Felsnadel aus Rotliegend (Gesteinsart) und den mehr als 400m hohen steilen Klippen von St. Johns Head. Im Hafen von Stromness auf Mainland angekommen, erkundeten wir auf unserem Roller die 492km² große und nur 2,5 km breite Insel mit ihren atemberaubenden Küstenlandschaften. Prägnant waren die zahlreich vorhandenen und frei zugänglichen Steinkreise. Wir besuchten „Stones of Stennes“ und „Ring of Brodgar“. Letzterer ist wahrscheinlich 2700 v.Chr. entstanden und mit seinen 104m Durchmessern größer als Stonehenge. Außerdem schauten wir bei der jungsteinzeitlichen Siedlung „Skara Brae“, dem imposanten „Brough of Birsay Lighthouse“, dem „The Whale Bone“ und der Ruine „Earl´s Palace“ in Birsay vorbei. Der Abstecher auf eine der Inseln des Archipels ist auf jeden Fall eine Reise wert.

Immer noch Thurso

In den kommenden Tagen verbrachten wir noch einige Zeit in Thurso, und schauten uns die Sehenswürdigkeiten an. Wie auf dem Foto sichtbar, war unser Womo von den vorherigen Fahrten sehr angeschmutzt. Daniel hatte irgendwie eine Waschstation bei einem Autohaus ausfindig gemacht, und so wählten wir den obligatorischen Samstag zum Reinigen unseres Fahrzeuges. Nein, es kamen keine halbnackten Damen (auch leider keine Herren) und wuschen mit Schaum bedeckt unser Gefährt. Das mussten wir selber machen. Zufrieden und sauber konnten wir nach dem Genießen des Wochenendes weiterreisen.

 

Durness Sango Sand

Von Thurso aus folgten wir nahezu der kompletten, wild zerklüfteten Nordküste Schottlands bis nach Durness Sango Sand, einem wunderschönen Campingplatz auf einer Klippe mit zauberhaften Sandstränden. Die Fahrt führte uns außerdem an diversen Seen vorbei, wie dem Loch Hope oder dem Loch Eriboll. Jeder dieser Seen ist einzigartig und immer einen Hingucker wert. Am Loch Eriboll zeigte uns die Karte eine Singleroad-Strecke mit teilweise steilen Streckenabschnitten und roten Ausrufezeichen. So schlimm war es aber gar nicht, dafür unvergleichlich schön!

Clachtoll Beach Campsite

Durch die Highlands zu cruisen ist atemberaubend. Eine Bergformation jagt die nächste, wie ihr auf den Bildern sehen könnt. Ganz anders als die Schweiz, aber nicht minder sehenswert. Wir waren uns aber auch einig, dass die Küsten Schottlands genauso bezaubernd sind. Von Durness ausgehend hatten wir uns als nächstes Ziel Clachtoll an der Nordwestküste ausgesucht. Diesmal warnte die Karte ausdrücklich vor der Fahrt auf einem Teil dieser Stecke mit Wohnmobilen mit über 6m Länge. Es sollte steil und eng werden, und man konnte ab einer gewissen Länge nicht mehr um die Kurve kommen. Gott sei Dank konnte ich Daniel überreden, dieses Teilstück zu meiden und die von Norden kommende vorgeschlagene Motorhome-Route zu nehmen. Nichts desto trotz wollten wir an die Klippen. Also fuhren wir zuerst durchs Inland und näherten uns Clachtoll von Süden. Die einspurige Straße dorthin war auch nicht gerade breit. Außerdem kam uns natürlich an der engsten Stelle vor einer Kurve an einem Abgrund ohne Ausweichmöglichkeit ein PKW entgegen. Auf dem Foto kann man sehen, wie er sich freundlicherweise an den Felsen quetschte, um uns durchzulassen. Sonst hätten wir sehr weit rückwärtsfahren müssen. Beim Passieren war zwischen uns und dem PKW gerade mal ca. 1 cm Platz. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen! Auf dem kleinen Campingplatz angekommen, gab es erstmal große Augen, wie wir da überhaupt hingekommen sind und wie sie uns unterkriegen sollen. Irgendwie haben sie uns noch einen Platz zur Verfügung gestellt. Um uns herum standen nur Zelte. So lernten wir auch einen netten, deutschen Motorradfahrer kennen. Es hatte geregnet und Daniel bot dem Jungen an, seine Klamotten wenigstens bei uns zu trocknen. Er lehnte aber dankend ab und meinte, dass die nun scheinende Sonne das schon erledigen würde. Zumindest einen Kaffee haben wir am nächsten Morgen zusammen getrunken. Frühstücken wollte er auch nicht, er aß lieber kalte Dosenbohnen. Mehr als anbieten können wir es ja nicht.

Die Küste Clachtolls war eine der schönsten unserer Reise. Bei einer romantischen Wanderung entlang des Strandes bzw. über das wabbelige Hochmoor erblickten wir faszinierende, durch Erosion gebildete und aufeinander geschobene Gesteinsschichten. Auf die großen, rumstehenden Felsbrocken musste Daniel natürlich drauf klettern. Zurück auf dem Campingplatz war Wind aufgekommen. Neben uns im Zelt wohnte eine Mutter mit ihren 3 oder 4 Jungs. Diese wollten einen Drachen steigen lassen, leider aber klappte das nicht, da sie es in der falschen Richtung versuchten. Daniel konnte sich das irgendwann nicht mehr mit ansehen, ging rüber und zeigte den Burschen, wie sie es machen mussten. Die Freude war entsprechend groß, als das Ding endlich flog..

Ardmair

Auch in den Highlands muss man sich irgendwann mal versorgen. Wir wählten den Ort Ullapool dafür aus. Auf dem Weg dorthin kamen wir schon an unserem designierten Campingplatz in Ardmair vorbei. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt hatten, fuhren wir die paar Kilometer zurück. Der Campingplatz liegt auf einer Landzunge und bietet von allen Seiten einen sensationellen Ausblick, deshalb buchten wir auch gleich für mehrere Tage. Am Abend wunderten wir uns, warum die anderen Camper um uns herum entweder Kopfbedeckungen mit Netzen trugen oder gar kleinmaschige Netzzelte aufbauten. Als sich dann die Horden von Stechmücken über uns hergemacht haben, wussten wir, aus welchem Grund die Einheimischen oder Schottlanderfahrenen diese Vorkehrungen treffen. Die hier genannten Highland Midges sind eigentlich Beißfliegen und können einem den Aufenthalt im Freien gut vermiesen. Es gibt sie scheinbar vorwiegend im Westen des Landes. Sie mögen keine Sonne und keinen Wind. Deshalb kommen sie bevorzugt zu lauschigen Abendstündchen. Wir konnten nur noch schnell ins Wohnmobil flüchten und von dort aus den Sonnenuntergang über der Bucht bewundern. Leider wurde Daniel am nächsten frühen Morgen von heftigen, zunehmenden Schmerzen gequält. Der Verdacht war schon wieder eine Nierenkolik. Die klimatischen Bedingungen in Schottland zu dieser Zeit haben uns wieder das Wassertrinken vergessen lassen. Irgendwie hat man da nie genug Durst. Das Problem war nur, dass es weit und breit kein Krankenhaus gab. Auch im nächst größeren Ort fanden wir nur ein Gesundheitszentrum. Noch dazu war es Samstag und am Montag sollte noch dazu Feiertag sein. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns dafür, dass Daniel noch ins 120 km entfernte Inverness fährt, um dort in ein Hospital zu gehen. Ein näheres gab es nicht. Wir wollten aber unbedingt abklären, dass es wirklich wieder die Nieren sind und wir nichts anderes verpassen. Nach endlos scheinenden Voruntersuchungen und mittlerweile stundenlangen Schmerzen, gaben sie ihm endlich die erforderlichen Medikamente. Dann ging es ihm schnell wieder besser. Als wir bezahlen wollten, teilte man uns mit, dass die Notversorgung in Schottland für Touristen kostenlos ist.

Inverness und Invermoriston Bridge

Jetzt waren wir wieder in Inverness, Daniel ging es wieder gut, und hier im Osten gab es keine Midges mehr. Diesmal quartierten wir uns auf einem anderen Campingplatz ein und erholten uns erstmal von dem Schreck. Den Weg in die Stadt kannten wir ja schon, und wir verbrachten einige ruhige Tage in Inverness. Weiter Richtung Süden abermals entlang des Loch Ness´ wollten wir nochmal in dem kleinen Café einkehren, in welchem wir schon einmal gefrühstückt hatten. Diesmal hatte es leider Ruhetag. Aber wir schauten uns diesmal die in der Nähe gelegene Invermoriston Bridge an, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Thomas Telford erbaut wurde. Die Brücke überquert den River Moriston und ist ein großartiger Spot für Photographien und, um Lachsen beim Springen zuzusehen.

Glen Nevis

Der nächste anvisierte Campingplatz lag im Glen Nevis, einem Gletschertal in den Highlands am Fuße des Ben Nevis (Ben gälisch= Berg). Der mit 1345 Meter höchste Berg Schottlands ist ein beliebtes Wandergebiet. Vom Womo aus hatten wir einen spektakulären Blick auf den Felsbrocken und seine Wanderer und Mountain Biker. Das Tal wird vom River Nevis durchflossen, welcher bei der südöstlich gelegenen Stadt Fort William in die Meeresbucht Loch Linnhe mündet. Natürlich besuchten wir die sogenannte „Outdoor-Hauptstadt Großbritanniens“ mit seinen Sportläden, dem kleinen Hafen und Pubs und Cafés. Von der Innenstadt liefen wir im mittlerweile leider strömenden Regen (Heavy Rain Warning) in die über 3 km entfernte Ben Nevis Destillery. Wir waren patschnass, dafür erwarben wir aber dort einen zwar relativ unbekannten, aber sehr aromatischen Whisky. Daniel hatte eine Empfehlung im Internet gelesen.

Unterwegs nach Glasgow und Strathclyde Camping

Glasgow, die größte Stadt Schottlands, durfte auf unserer Tour selbstverständlich auch nicht fehlen. Der nächst gelegene Campingplatz befand sich etwas außerhalb. Wir hatten vorgebucht, waren aber einen Tag zu früh, in der Hoffnung, dass wir schon einen Platz bekommen. Es war aber alles voll und so kam es dazu, dass wir eine Nacht auf dem netten Country Park Clubsite in Strathclyde verbrachten, der sich leider sehr weit weg von der Stadt befand.

Glasgow

Am nächsten Tag checkten wir im Red Deer Village in Stepps nahe Glasgow ein. Von dort läuft man ein Stück bis zum Bahnsteig. Das sollte die schnellste Verbindung in die Innenstadt sein. Mit dem Scot-Trail ist man in wenigen Minuten an der Queen Street Station. In Glasgow gönnten wir uns erstmal unseren obligatorischen Kaffee. Überhaupt hatten wir es uns zur Gewohnheit gemacht, wann immer es ging, bei Café Nero oder Costa den Tag einzuläuten. Hier gab es den besten Cappuccino bzw. Latte in allen erdenklichen Größen. Gestärkt konnte es losgehen. Normalerweise informierten wir uns immer vorher im Internet, welche Sehenswürdigkeiten für uns interessant waren und wo sie sich befanden. Dann klapperten wir die Städte zu Fuß ab. Diesmal saßen wir so im Café und wollten uns gerade dazu anschicken, unseren Rundgang im Regen zu beginnen, als ein Sightseeingtour-Bus vorbei fuhr. Diese Hop-on/Hop-off-Busse gibt es in jeder größeren Stadt. Dort kann man trocken sitzen (oder bei Sonne oben ohne – also ohne Dach) und über Kopfhörer werden einem in vielen verschiedenen Sprachen die wichtigsten Punkte der Stadt und ihre Geschichten dazu erklärt. Da die Sehenswürdigkeiten in Glasgow relativ weit auseinander liegen, entschieden wir uns bei dem Wetter, die Möglichkeit der Bustour zu nutzen. Wir waren sehr angetan davon. Glasgow liegt am Fluss Clyde und gilt als „Arbeiterstadt“ mit über 1 Million Einwohner. Die Rundfahrt beginnt am George Square mit den Glasgow City Chambers (Rathaus) und anderen beeindruckenden Gebäuden sowie Monumenten von z.B. James Watt und Sir Walter Scott. Äußerst sehenswert sind außerdem die St. Mungo´s Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert, die Kelvingrove Art Gallery, die 4 Universitäten und der Peoples Palace. Noch eine witzige Episode: Am ersten Tag wollten wir mit dem Zug wieder zum Campingplatz zurück fahren. Ich bin davon ausgegangen, dass der Zug am selben Gleis wieder los fährt. Weil wir es eilig hatten, sind wir einfach in diesen Zug wieder eingestiegen. Dort stand auch Richtung Edinburgh, was grundsätzlich nicht falsch war. Irgendwie kam es Daniel aber unterwegs seltsam vor. Er erkannte nicht die Landschaft, außerdem dauerte es zu lange. Irgendwann fragten wir den Schaffner. Wir hatten uns verfahren. In Falkirk High stiegen wir aus. Die freundlichen Bahnmitarbeiter suchten uns die richtige Strecke raus und erklärten uns auf welchem Weg wir dahin kommen. Das Irreführende war, dass die richtige Strecke auch als Endziel Edinburgh hat, aber über Falkirk führt. Das kann man leicht verwechseln. In den kommenden Tagen haben wir es dann besser gemacht. Nach einigen wundervollen Tagen in Glasgow verließen wir Schottland bald und nahmen von Stranraer aus die Fähre nach Irland.

4.) Irland

Stranraer – Cairnryan Fähre nach Belfast

Nach Schottland entschieden wir uns für einen zweiwöchigen Aufenthalt auf der irischen Insel. Die Fähre ging von Cairnryan aus. Wir kamen schon am Tag vor der Abfahrt im Südwesten Schottlands an und verbrachten den Abend im nahe gelegenen Stranraer. Zum Übernachten fuhren wir erstmal auf den Bus-Parkplatz direkt an der Fähre. Ich fragte nach, wo wir uns hinstellen können. Wir konnten erfreulicherweise einfach dort stehen bleiben, und das auch noch kostenfrei. Am nächsten Morgen reihten wir uns mit unserem Wohnmobil in eine der Warteschlangen ein, um auf die Stena Line zu fahren. Neben etlichen PKWs wurden auch viele LKWs und Trucks verladen. Erstaunlich, was alles auf so eine Fähre an Gewicht drauf passt. Die 3,5 stündige Überfahrt verlief ruhig, da wir gutes Wetter hatten. Die Strecke führt in einiger Entfernung vorbei am nördlich gelegenen Mull of Kintyre, das Irland am nächsten liegende schottische Kap auf der Halbinsel Kintyre. Jeder kennt wahrscheinlich den Song von Paul McCartney mit seiner Band Wings aus dem Jahre 1977. Auf der Landkarte sieht dieses Vorgebirge einem Penis sehr ähnlich. Der Mull-of-Kintyre-Test war eine inoffizielle Regel der britischen Filmzensur. Danach durfte in einem Film keine Erektion zu sehen sein, die einen steileren Winkel einnahm, als das Kap der Halbinsel zum schottischen Festland.

Dublin

Auf der anderen Seite der Irischen See kamen wir in Belfast/Nordirland an und fuhren sogleich durch Richtung Dublin. Wir quartierten uns für 3 Nächte im außerhalb gelegenen Camac Valley Camp Site ein. Vom Campingplatz aus wurden wir jeden Morgen direkt vom Hop on – Hop off-Bus abgeholt. So kam man gut in die Stadt und konnte dort wieder alle Sehenswürdigkeiten besichtigen und bei jeder Gelegenheit aus- bzw. wieder zusteigen. Am späten Nachmittag fuhr der Bus zum Campingplatz zurück. Von Dublin, der Hauptstadt Irlands konnten wir gar nicht genug bekommen. Das Flair dieser an der Ostküste gelegenen Großstadt mit seinen historischen Gebäuden und Pubs hat es uns besonders angetan. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind das Dublin Castle aus dem 13. Jahrhundert, die St. Patrick´s Cathedral, an der man im Jahr 1191 zu bauen begann, aber auch der riesige Phoenix Park und die verschiedenen Colleges und Universitäten. Selbstverständlich besuchten wir als eingefleischte Dunkelbiertrinker auch das Guinness Storehouse. Dieses Museum befindet sich in einem großen Gebäude der Brauerei, in welchem früher der Fermentationsprozess durchgeführt wurde. Heute bildet der Kern des Gebäudes die Form eines riesigen Pint-Glases, in dem auf sieben Etagen eindrucksvoll die 250 Jahre alte Braugeschichte von Arthur Guinness und seiner leckeren schwarzen Flüssigkeit veranschaulicht wird. Vom Herstellungsprozess, über die Fassbinderei (Küferei), die Vertriebswege und die Werbung ist alles dabei. In der Guinness Academy lernt man, wie man das perfekte Pint zapft. Im Geschmackserlebnisbereich kann man erst die Aromen der Zutaten erduften, bevor man in der Velvet Chamber (Samtkammer) erfährt, wie man ein Guinness am besten genießt. Zu guter Letzt kann man einfach nur ein im Eintrittspreis enthaltenes Pint in der im siebten Stockwerk befindlichen Gravity Bar zu sich nehmen. Von dort kann man den 360°-Blick über die Skyline der Stadt schweifen lassen. Zu den bekannten Persönlichkeiten Dublins zählen Oscar Wilde, Bono von U2, Samuel Beckett und James Joyce. Auch Jonathan Swift, der Autor des satirischen Romans Gullivers Reisen, verbrachte einen Großteil seines Lebens in der Stadt. Er war es auch, der im „A Modest Proposal“ (Ein bescheidener Vorschlag) empfahl, die Armut der damaligen Zeit zu lindern, indem man die Kinder armer Leute zum Wohle des Staates als Nahrungsmittel einsetzen sollte.

Als uns während der Erkundung der Stadt der Hunger überkam, keine Angst, griffen wir nicht auf diesen Vorschlag zurück, sondern kehrten im von Daniel gefundenen, sehr feinen Restaurant „The Millstone“ ein und speisten ein äußerst schmackhaftes „Irish Beef and Guinness Stew“. Die aufregenden Tage in Dublin ließen wir gerne in unserem Lieblingspub „Temple Bar“ bei ein oder auch mal zwei Pints und klasse Live-Musik ausklingen und beobachteten das verrückte Treiben mitten in der irischen Metropole.

IOAC Tagoat

Von Dublin aus fuhren wir in den südlichen Küstenort Wexford. Von dort würden wir zwei Wochen später die Fähre zurück nach Großbritannien nehmen. Wir wollten schon mal die Lage peilen und die Anreise- und Parkmodalitäten eruieren. Das nutzten wir, um auf dem Campingplatz des IOAC (International Outdoor Adventure Centre & Scouting Experience) in Tagoat zu nächtigen. Man kann dort auf einem riesigen Gelände klettern, Kanu fahren und tausend andere Dinge mehr. „Sportlich“ wie wir sind, haben wir uns die Aktivitäten lieber von weitem angesehen.

Cork

Nach unseren Büchern und Reiseführern sollte es sich lohnen, in Cork vorbeizuschauen. Unser Womo stellten wir auf dem Blarney Caravan & Camping Park ab und fuhren mit dem Taxi in die zweitgrößte irische Landstadt in der Provinz Munster. Cork (irisch: Corcaigh) bedeutet so viel wie Marschland. Die kleine  Universitätsstadt, deren Innenstadt auf einer Insel im Fluss Lee liegt, ist durch den Seehafen Cork Harbour mit dem Meer verbunden. Auf einem Hügel liegt St. Anne´s Kirche von Shandon aus dem 18. Jahrhundert. Im Cork City Goal von 1824, welches einer Burg ähnelt, waren damals Häftlinge eingesperrt, die nach Australien gebracht werden sollten. Sehenswert waren außerdem die Saint Fin Barres Kathedrale, das Blarney Castle und der English Market. Am Abend hatten wir erst ein paar Schwierigkeiten, eine passende Lokalität zum Dinieren zu finden. Wir sind mehrmals durch die Stadt gelaufen, bis wir endlich im Restaurant „Strasbourg Goose“ einkehrten, in welchem das Essen ein absoluter Genuss war.

 

Mizen Head – Crookhaven

Die zerklüftete Südwestküste Irlands ist wirklich phantastisch und teilt sich in vier Halbinseln. Um sie zu sehen, muss man wieder über sehr kleine Straßen fahren, bis es nicht mehr weiter geht. Ich wollte unbedingt zur pittoresken Südwestspitze der Mizen-Halbinsel, welche die Form zweier Finger hat. Vom kleinen Ort Crookhaven mit seinem geschützten Hafen aus sendete Marconi seine erste Radiomitteilung über den Atlantik und kommunizierte mit den Schiffen. Vom nächstgelegenen Holiday Park Barley Cove, wo wir mit unserem Womo für zwei Nächte parkten, hat man bereits einen wunderschönen Blick über die felsige Landschaft. Mit den Fahrrädern machten wir uns am nächsten Tag zum acht Kilometer entfernten Mizen Head auf, eine vorgelagerte Klippe zu der man nur über eine Brücke gelangt, nachdem man die 99 Stufen erklommen hatte. Man sollte ergo gut zu Fuß sein. An den schroffen, teilweise über 100 Meter hohen Felsen schlägt die raue Brandung des Atlantiks hohe Gischt. Der Ausblick ist spektakulär.

Glenbeg –Ring of Kerry

Auf der benachbarten Iveragh-albinsel lag unser nächstes Ziel, der Glenbeg Caravan Park an einem idyllischen Strand geschützt durch eine malerische Bucht. Wir hatten zwar reserviert, trotzdem haben wir einen auf den ersten Blick nicht ganz so schönen Platz bekommen, etwas abseits auf einem Parkplatz. Aber wir hatten es schön ruhig dort und das Restaurant entschädigte uns dafür allemal. Von der preisgekrönten Chowder, einer sauleckeren Fischsuppe, träumen wir heute noch bzw. hat sie Daniel vor ein paar Tagen nachgekocht. Hhmmmmmmmm!!!!! Die werden wir wohl noch öfter mal schmammeln. Aber auch die Muscheln waren superlecker! Normalerweise esse ich nicht so gern Muscheln, aber die waren so genial zubereitet, dass ich jetzt auf den Geschmack gekommen bin.

Glenbeg liegt am Ring of Kerry, einer 179 km langen Panoramaküstenstraße entlang zerklüfteter und grüner Küstenabschnitte sowie ländlicher Küstenorte rund um die Halbinsel. Busse und LKW dürfen die legendäre Rundstrecke wegen der Enge der Straßen nur in eine Richtung befahren. Der Name Kerry dürfte vielen von der schmackhaften Kerrygold Butter bekannt sein. Außerdem verbindet man mit dieser Gegend auch die Druiden, eine kultische und geistige Elite in der keltischen Gesellschaft und Mythologie.

Tarbert – Killimer

An der Westküste Irlands folgt man dem Wild Atlantic Way, einer insgesamt 2500 km langen Küstenstraße mit faszinierenden Ausblicken. Um weiter nach Norden zu gelangen, fuhren wir diesen Weg, wählten aber, um von Tarbert nach Killimer zu gelangen, nicht den Landweg über Limerick, der ca. 70 km Umweg bedeuten würde, sondern nutzten die Shannon-Fähre die uns auf die nächste Halbinsel brachte. Auf diesem kurzen Wasserweg war es ziemlich wellig und die Gischt klatschte uns auf der kleinen, offenen Fähre um die Ohren. Also blieben wir lieber im Womo und ließen Fenster und Türen geschlossen. An der Küste dieser Halbinsel sind die Cliffs of Moher, die bekanntesten Steilklippen Irlands sehr sehenswert.

Nochmal Dublin

In Höhe der Stadt Galway stoppten wir dort nicht wie geplant, sondern fuhren einmal quer durchs Land von West nach Ost, weil wir uns entschlossen hatten, die noch verbleibenden Tage in Dublin zu verbringen, was wir abermals sehr genossen.

Somit waren wir auch schon wieder näher an der Fähre in Wexford/Rosslare, die wir ein paar Tage später in Richtung Fishguard/Wales bestiegen bzw. befuhren. Am Abend vor der Überfahrt lernten wir auf dem Parkplatz vor der Fähre ein nettes deutsches Pärchen kennen, die auch in Irland unterwegs waren. Sie erzählten uns, dass sie zwar noch ein paar Wochen für das Eiland geplant hatten, jetzt aber wegen des schlechten Wetters wieder nach Hause wollten. Das konnten wir erst nicht so richtig nachvollziehen, da wir uns eigentlich nicht über das Wetter während der letzten zwei Wochen beklagen konnten. Wir hatten zwar auch mal Regen, aber auch viele sonnige Tage. Es stellte sich heraus, dass die beiden die übliche Route von West nach Ost gefahren waren, wohingegen wir den umgekehrten Weg genommen hatten. Gegen den Strom schwimmen, lohnt sich also doch manchmal.

5.) Wales – England

Wie schon auf der Hinfahrt mit der Fähre gab es erfreulicherweise auch auf dem Weg nach England keinen Wind und keine Welle. Sehr angenehm! Jetzt hatten wir genau eine Woche Zeit, bevor wir mit dem Zug wieder nach Frankreich fahren würden. Zuerst übernachteten wir einmal auf dem hübschen Erwlon Caravan & Camping Park in Llandovery.

Morgan Motor Company in Malvern

Daniel fiel ein, dass sich irgendwo in der Nähe die Produktionsstätte der englischen Fahrzeugmarke Morgan befinden musste. Da wir stolze Besitzer eines solchen Automobils sind, mussten wir uns natürlich das Werk in Malvern anschauen. Eine Factory-Tour hatte Daniel mittlerweile gebucht, jetzt mussten wir nur noch einen Campingplatz in der Nähe finden. Der war auch schnell ausgemacht. Die Anlage namens Newland Meadows (Wiesen/Auen) machte ihrem Namen alle Ehre, da es hier viel grüne Fläche gab. Das Tor zu dem Platz war zu, an der angegebenen Telefonnummer niemand erreichbar. Und nun? Okay, dann müssen wir uns eben selbst rein lassen. Wie wir später feststellten, war das scheinbar auch so üblich. Auf einer der großen Wiesen suchten wir uns einen passenden Platz aus, auf dem wir bei starkem Regen nicht versinken würden. Irgendwann kam auch der Betreiber zum Kassieren. Am nächsten Tag wollten wir mit dem öffentlichen Bus in die Stadt fahren. Dazu mussten wir erstmal eine Bushaltestelle finden und möglichst in die richtige Richtung fahren. Nicht so einfach, wo die doch auch noch immer auf der „falschen“ Seite fahren. In einem Reiseführer wurden wir vorgewarnt, dass man bestimmt mindestens einmal auf der falschen Straßenseite einsteigt. Aber unser Orientierungsprofi Daniel hatte alles im Griff. Bei Morgan stiegen wir aus und checkten schon mal die Lage für die morgige Veranstaltung. Dann wollten wir in die Innenstadt des kleinen Örtchens Malvern. Weil wir die Busfahrt vom Campingplatz bis in die Stadt bezahlt hatten, waren wir der Meinung, dass wir nach unserem Zwischenstopp bei Morgan einfach wieder weiter fahren können. Das ging aber leider nicht, bevor nicht nochmal bezahlen. Ist halt kein Hop On-Hopp Off-Bus, und wir sind Busfahren scheinbar nicht gewohnt. In der Innenstadt gab es nicht viel zu sehen, also traten wir alsbald die Rückfahrt zum Campingplatz an. Am darauffolgenden Morgen war es dann soweit. Wir begaben uns mit dem Wohnmobil zur Morgan Motor Company, da wir anschließend von dort aus direkt weiter fahren wollten. Wir hatten uns erkundigt, ob und wo wir parken konnten. Es sollte angeblich kein Problem sein, aber leider konnten wir dann das Gelände hinter der Fabrik doch nicht befahren, da die Bäume in der Einfahrt zu niedrig waren. Also blieb uns nichts anderes übrig, als auf der Straße zu parken. Da aber die Waliser auch sehr freundlich und geduldig sind, störte das niemanden. Die mehrstündige Factory Tour war sehr eindrucksvoll. In einem kurzen einleitenden Filmchen wurde uns die Geschichte des im Jahre 1909 von Harry Frederick Stanley Morgan gegründeten Unternehmens veranschaulicht. Bis heute ist die Firma über mehrere Generationen hinweg in der Hand der Familie Morgan. Ein Guide führte uns durch die verschiedenen Produktionshallen. So konnten wir jeden einzelnen Schritt der Herstellung der handgefertigten Sportwagen mit Kultstatus nachverfolgen. Weltweit ist es der einzige Fahrzeughersteller, der noch Aufbauten mit Rahmen aus Eschenholz einsetzt. Dies ist eine Fertigungstechnik, die noch aus dem Kutschwagenbau bekannt ist. Vor mehr als 100 Jahren wurden hier zunächst Threewheeler, dreirädrige Fahrzeuge mit einem angetriebenen Hinterrad, gefertigt. Im Jahre 1935 wurde dann der Prototyp des vierrädrigen Automobils getestet. Der Morgan 4/4 (vier Zylinder/vier Räder) ging 1936 in Serienproduktion, er hält damit den Rekord des am längsten durchgehend produzierten Automodells. Später wurde dieser Typ weiter entwickelt zum Plus 4 und Plus 4 Plus. Des Weiteren kamen andere Baureihen wie der Plus Acht, der Aero 8, der Aeromax, der Plus Six und weitere hinzu. Die älteren Vierräder besitzen einen stählernen Fischbauchrahmen aus nach außen gebogenen Z-Profilen. Das Design hat sich im Laufe der Zeit logischerweise verändert. Daniel hat sich vor ein paar Jahren seinen Traum mit dem Roadster mit V-6-Motor noch in klassischer Bauweise erfüllt. Zum Abschluss des Besichtigungsrundgangs konnte man im hauseigenen Museum unter anderem die ersten Modelle dieser Fahrzeuge bewundern. Zu erwähnen wäre vielleicht auch noch, dass die Morgan-Automobile auch im Motorsport von jeher eine mehr oder minder starke Rolle spielten.

Oxford

Für die letzte größere Station unserer Reise wählten wir Oxford, eine Stadt in der Mitte Südenglands 90 km nordwestlich von London an den Flüssen Themse und Cherwell gelegen. In einem Randbereich des Distrikts von Oxford, in Old Marston, fanden wir einen Stellplatz mit einer ziemlich engen Einfahrt. Dort blieben wir ein paar Tage. Das zugehörige Restaurant Red Lion wurde leider gerade renoviert. Dafür konnten wir aber kostenlos mit dem Womo stehen bleiben und die sonnigen Abende nach den Städtetouren bei einem Guinness im Biergarten ausklingen lassen. Tagsüber fuhren wir wieder mit dem Bus nach Oxford, um die Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Am ersten Tag fand eine Anti-Brexit-Demo statt. Bekannt dürfte die mehr als 150.000 Einwohner zählende Hauptstadt der Grafschaft Oxfordshire durch die im 12. Jahrhundert gegründete, prestigeträchtige Universität sein. Neben der berühmten Oxford University befindet sich in der Stadt auch die Oxford Brookes University, deren Entstehung bis ins Jahr 1865 zurückverfolgt werden kann. Die harmonische Architektur der 38 Colleges in der mittelalterlichen Altstadt veranlasste den Dichter Matthew Arnold der Stadt den Spitznamen „City of Dreaming Spires“ (Stadt der träumenden Turmspitzen) zu geben. Im Gegensatz zum großen Rivalen Cambridge ist Oxford zu gleich auch eine Industriestadt. Erstmal urkundlich erwähnt wurde Oxford im Jahre 912 in der Angelsächsischen Chronik. Im 8. Jahrhundert wurde von der sächsischen Prinzessin und Nonne Frideswide ein Kloster gegründet, worauf wohl auch die Entstehung der Stadt zurückgeht. Der Name Oxanforda taucht zur damaligen Zeit der Sachsen das erste Mal auf und bedeutet so viel wie „Ford of the Oxen“, also Ochsenfurt. Im Kampf zwischen den Königreichen Mercia und Wessex wurde Oxford im 10. Jahrhundert eine militärisch äußerst bedeutende Stadt. Nach einem stärkenden Frühstück suchten wir uns wieder einen Hop On – Hopp Off – Bus und buchten diesen gleich für zwei Tage. Daran taten wir auch gut, weil sich die Sehenswürdigkeiten in Oxford auch wieder relativ weit voneinander befanden und wir so abermals gleich alles erklärt bekamen. Die reich verzierte Christ Church Cathedral ist eine Collegekapelle und eine Kathedrale zugleich. Sie wurde als Kapelle in die Struktur des Christ Church College eingegliedert und hat seit 1546 diese doppelte Funktion. Die Partnerschaft zwischen Studenten und Diözesen ist allerdings seit jeher oft sehr schwierig. Am St. Scholastica Day riot von 1355 wurden aus diesem Grund viele Studenten getötet. Während des Englischen Bürgerkriegs 1642 war Oxford Regierungssitz des Königs Charles I., nachdem der damalige König aus London vertrieben worden war.  Auf dem Oxford Canal, der Verbindung nach Coventry und Birmingham, wurden ab 1790 auf Narrowboats vor allem Kohle, Stein und landwirtschaftliche Produkte zum Handel zwischen London und den Midlands transportiert. In den 1840er Jahren wurde dann eine Eisenbahnverbindung nach London hergestellt. Zum Oxford Canal wäre noch zu sagen, dass sich hier früher jedes Jahr die Rudermannschaften der Universitäten Oxford und Cambridge ein Rennen lieferten. Diese Tradition wird mittlerweile auf der Themse fortgesetzt, da im engen Kanal in Oxford nicht zwei Boote nebeneinander passen. Einen großen industriellen Aufschwung erlebte die Stadt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, weil sich hier vorrangig Druckereien und Verlagshäuser niederließen. Etwa zeitgleich wurde von William Morris die Morris Motor Company gegründet, die heute noch Autos produziert und durch die Herstellung des Minis zum BMW-Konzern gehört. Die im Zuge der Industrialisierung eingetroffenen Gastarbeiter, die Einwanderer aus Südostasien und die Studenten geben der Stadt einen kosmopolitischen Charakter. Auf unserer Stadtbesichtigungstour kamen wir am zahlreichen antiken und architektonisch interessanten Gebäuden vorbei, z.B. dem Oxford Castle & Prison, der Church of St. Mary the Virgin, dem Sheldonian Theatre und dem Radcliff Observatory. Außerdem finden sich etliche Parks in der Stadt. Man kann auch eine Harry-Potter-Tour buchen, da sich hier in den ehrwürdigen Gebäuden viele Drehorte der Filme befinden. Zugehörig zum St. John´s College beherbergt ein gegenüberliegendes Gebäude den seit 1650 existierenden Pub „The Eagle and Child“. Als Oxford-Student verkehrte hier zwischen den 30er und 60er Jahren unter anderem John Ronald Reuel Tolkien (Autor der Trilogie „Herr der Ringe“). Dienstags trafen sich dort immer die Inklings (Tintenkleckser), ein literarischer Diskussionskreis christlich geprägter Männer um Clive Staple Lewis. Sie nannten die Bar für gewöhnlich nur „The Bird and the Baby“ und stellten bei diesen Treffen ihre unfertigen Werke vor, um sie anschließend gegenseitig einer Kritik zu unterziehen. Im Rabbit Room, dem Ort des Geschehens, erinnert heute noch einiges an die bekannten Schriftsteller, so z.B. eine Plakette, die auf diese Treffen hinweist und auf der vermerkt ist, dass jene Herren zweifelsohne maßgeblich die Entwicklung der englischen Literatur des 20. Jahrhunderts beeinflusst haben.

Dover/Eurotunnel Folkestone – Calais

Damit ging dann unsere Reise in Großbritannien dem Ende zu. Wir begaben uns von Oxford aus nach Folkestone zum Eurotunnel. Weil das in der Nähe von Dover liegt und wir noch etwas Zeit hatten, schauten wir uns die bekannten Kreidefelsen an. Danach wollten wir in der Nähe des Tunnels übernachten. Eigentlich hatten wir eine Buchung für den nächsten Morgen, aber Daniel hatte im Internet auf der Seite des Eurotunnels gelesen, dass man auch versuchen kann, mit einem früheren Zug zu fahren, wenn Platz ist. Also versuchten wir es und siehe da: Ein paar Minuten später konnte es schon losgehen. Nach ca. 30 Minuten Fahrt in Calais in Frankreich angekommen, fuhren wir gleich in Richtung Hilden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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