Wintercamping in Österreich

Der Weg von Spanien nach Deutschland Mitte Dezember letzten Jahres war etwas langwieriger, da die Gelbwesten in Frankreich die Autobahn gesperrt hatten. Auch auf den Landstraßen gab es immer wieder Straßensperren und Blockaden. In Hilden angekommen, hieß es, innerhalb von drei Tagen Arzttermine, Vorbereitungen fürs Womo (Gas tanken zum Heizen und Kochen, Diesel und AdBlue tanken, Wassertank auffüllen, Fäkalien- und Grauwassertank leeren, usw.) und Packen für das geplante Wintercamping in Österreich (Schneeketten, Feuerholz für die Pennertonne, warme Klamotten, usw.). Als alles geregelt war, starteten wir Richtung Österreich, absolvierten aber noch auf diesem Weg unseren obligatorischen Besuch im PhoeniX-Servicecenter in Schlüsselfeld zur Reparatur von ein paar Kleinigkeiten. Liegt ja quasi auf dem Weg! Dann ging´s weiter Richtung Landesgrenze. Will man in Österreich auf der Autobahn fahren, brauchen PKWs bekanntlich Vignetten. Für schwerere Fahrzeuge gibt es eine GoBox, die Daniel schon im Vorfeld organisiert und aufgeladen hatte. Ein kurzer Piepton beim Einfahren in unser Nachbarland signalisierte uns, dass alles geklappt hatte. Nach einem leckeren Wildspezialitäten-Abendmahl übernachteten wir in Leogang. Am nächsten Tag schoben wir uns weiter durch den in Österreich schon gefallenen Schnee in Richtung Salzburger Land. Unser Womo machte sich auch auf den kleineren, weniger geräumten Straßen gut. Schneeketten hatten wir ja, wie gesagt, zur Sicherheit dabei, da es auch Pflicht in Österreich ist. Die brauchten wir aber nicht. Zwei Tage vor Heilig Abend kamen wir auf dem Sportcamp Woferlgut in Bruck am Großglockner an, wurden freundlich empfangen und richteten uns erstmal ein. Das Woferlgut bietet nicht nur ausreichend Platz für Wohnwagen bzw. Wohnmobile, sondern hat auch kürzlich seine neuen „Badewelten“ auf 4.500 m² mit Riesenrutsche, Adventurepool, Fitnessstudio und Wellnessbereich eröffnet. Also Winterglamping vom Feinsten!

Da das Wintercampen über die Feiertage in Österreich wieder eine Veranstaltung des PhoeniX-Clubs war, wurden für die in den nächsten Tagen eintreffenden 18 Wohnmobile zwei komplette Stellplatzreihen reserviert. Einige der Wohnmobilisten waren schon öfter dabei, andere, wie wir, nahmen zum ersten Mal teil. Wir waren gespannt, wie es uns gefallen würde. Am Heiligen Abend luden die Besitzer des Campingplatzes zum Glühweinumtrunk auf dem Vorplatz ein. Traditionell brachten die ansässigen Turmbläser ein Ständchen. Ein zünftiger Beginn der Weihnachtstage, zumal passend dazu leichter Schneefall einsetzte. Anschließend wurde im Restaurant des Woferlgutes ein mehrgängiges Menü gereicht, aus der Bibel vorgelesen und einige feierliche Klänge auf der Flöte dargeboten.

Weil in den nächsten Tagen der Schnee dem angesagten Regen weichen und sich auch die Sicht verschlechtern sollte, entschlossen wir uns, die noch vorhandene Winterlandschaft beim strahlenden Sonnenschein des 1. Weihnachtstages von oben zu genießen. Mit verschiedenen Seil- und Gletscherbahnen von Kaprun aus fuhren wir zum Kitzsteinhorn (3.203m), dessen Gipfelstation auf 3.029 Metern Seehöhe gelegen ist. Von dort hat man einen majestätischen Ausblick über den Nationalpark und die Gebirgskette Hohe Tauern mit über 200 Alpengipfeln. Im Gipfel-Restaurant gönnten wir uns erstmal wärmenden Jagertee und Kaiserschmarrn.

Der Regen kam am nächsten Tag wirklich, und so machten wir es uns zwischenzeitlich in unserem fahrbaren Zuhause gemütlich. Auch schön! Da wir mit unserem Womo in einer Senke standen, bildete sich ein großer See unter und vor dem Fahrzeug. Daniel versuchte öfter das Wasser wegzuschieben, damit wir nicht bei sinkenden Temperaturen mit den Reifen festfroren. Zum Resultat später mehr.

In den kommenden Tagen rollten immer mehr PhoeniXe auf den Campingplatz. Wir trafen bekannte Gesichter wieder und lernten natürlich neue Vogelbesitzer kennen. Am zweiten Weihnachtstag lud uns Peter anlässlich seines Geburtstags zum Würschtle im Weckle auf dem Grill und Glühwein aus dem „Samowar“ ein. Zwei Tage später feierten wir mit Anja ihren Geburtstag im Restaurant vom Woferlgut. Mittlerweile war auch das Zelt eingetroffen, welches einer der Teilnehmer jedes Jahr zur Verfügung stellt. Nun war das Zusammentreffen der PhoeniX-Gruppe angenehmer und wärmer. Vor dem Zelt wird immer eine sogenannte „Pennertonne“ aufgestellt. Das ist ein altes, holzbefeuertes Ölfass. Vor dem Niederschlag schützte uns ein darüber gespannter Pavillon. Die Tonne entwickelt eine kräftige Hitze, und so konnten auch außerhalb des Zeltes Fachgespräche geführt werden ohne zu frieren. Eines Morgens klebte an jedem Wohnmobil eine Einladung zur fränkischen Schlachtschüssel von Chrissy und Rüdiger. Am Abend fanden sich alle im Zelt ein und kamen in den Genuss von diversen Wurstsorten, Schweinebauch und Sauerkraut aus einem Riesenpott. Dazu gab es süffigen Silvaner-Wein. Rüdiger bot außerdem einige Geschichten zur fränkischen Schlachttradition feil.

In der Nacht kam dann der Schnee zurück. Am nächsten Morgen fanden wir eine wunderschöne weiße Schneedecke vor. Ab jetzt hieß es jeden Morgen erstmal Schnee schippen, um überhaupt vom Womo auf die Wege zu kommen. Leider hatte es so viel geschneit, dass es der Pennertonnen-Pavillon nicht überstanden hat. Aber Daniel und ein paar andere Männer bauten uns eine provisorische Überdachung. Da wir ja nicht zum Vergnügen dort waren, ging es am Abend weiter mit einer Burgunder-Probe, die Petra und Det veranstalteten. Die beiden und einige andere Teilnehmer hatten verschiedene Sekt- bzw. Weinsorten mitgebracht. Zu jedem erlesenen Tröpfchen wurde etwas erklärt, wir konnten natürlich probieren, Fragen stellen und uns Bemerkungen machen. Auch wenn man von jeder Flasche immer nur einen Schluck probierte, merkte man den Alkohol alsbald. Gott sei Dank hatten Matthias und Daniel nachmittags ein paar Leckereien eingekauft, so dass wir uns zwischendurch mit Salami, würzigem Käse und Brot stärken konnten.

Dann war er da, der Silvestertag. Das Jahr war fast um, und wir hatten ein paar schöne Tage mit netten Leuten verbracht. Mit unserem gemieteten Auto hatten wir mittlerweile die Gegend erkundet, so z.B. das nahe gelegene Zell am See. Tagsüber gingen meistens die Hundebesitzer gemeinsame Gassirunden, man traf sich zum Skifahren, wandern, Fahrrad fahren, schwimmen, Wellness, usw. Am Silvesterabend versammelten wir uns wieder alle im Zelt. Adrian und seine Frau stellten zwei große Raclettekäselaiber mit dazugehörendem Gerät zum Schmelzen zur Verfügung. Dazu gab es ein paar Beilagen, wie Brot, Tomaten, Knoblauch und Schnittlauch. Einfach, aber saulecker! Um Mitternacht bestaunten wir das Feuerwerk in der Ferne (auf dem Platz darf aus Sicherheitsgründen nicht geballert werden) und stießen auf das neue Jahr an.

Für den darauffolgenden Nachmittag versprachen uns Michelin und Peter aus Belgien ihre köstlichen Crêpes, in deren Genuss wir schon in der Schweiz gekommen waren. Sie brutzelten wieder Berge davon, verfeinert mit Puderzucker, Ahornsirup, Grand Marnier, Nutella, Marmelade oder worauf man eben so Appetit hatte. Hmmmmmmmmm!!!!!!!

Am zweiten Tag des neuen Jahres stand der Zeltabbau an, welcher durch starken Schneefall erschwert wurde. Die ersten PhoeniXe reisten bereits ab. Wir blieben erstmal noch. Weil wir uns sehr auf die österreichische Küche gefreut hatten, und das Restaurant des Woferlgutes eher international ausgerichtet ist, verabredeten wir uns mit einigen anderen Dagebliebenen zum Abendessen im Gasthof Zacherlbräu im Ort. Nach einem appetitanregenden Schneespaziergang nach Bruck schlemmten wir zünftige österreichische Speisen, wobei es manchmal schwierig zu verstehen ist, was überhaupt auf der Karte steht. Ich hatte z.B. einen Vanillerostbraten, was sich seltsam anhört. Zum Glück war aber auf der Speisekarte erklärt, dass früher Knoblauch als die „Vanille“ der Armen bezeichnet wurde. Also war es ein Rinderbraten mit Knoblauch. Hat ganz vorzüglich geschmeckt!

Wie wahrscheinlich die meisten von Euch mitbekommen haben, war für Anfang Januar immer stärkerer Schneefall in Österreich angesagt. Wir verfolgten natürlich auch die Wettervorhersage und passten noch das letzte Zeitfenster zur Abreise Richtung Deutschland ab. Schnell noch das Wohnmobildach vom Eis befreit, damit es keine fliegenden Eisschollen gibt, sollte es losgehen. Leider waren wir trotz aller Bemühungen und Vorkehrungen doch mit den Vorderreifen an unserem Stellplatz festgefroren und hatten einige Mühe raus zu kommen. Kurz vorher hatten wir noch einen VW-Bus mit angeschoben, der das gleiche Problem hatte. Eben mal Anschieben ist bei unserem Monster natürlich nicht so einfach. Weil wir ja schon vorgewarnt waren, hatte Daniel große Plaste-Rampen mit Noppen dabei, auf die man auffahren und sich befreien sollte. Hat aber auch nix genützt. Die sind einfach unter den Hinterrädern durchgerutscht und zerbrochen. Mit Hilfe anderer Wohnmobilisten und nach längerem Hin und Her haben wir es endlich aus unserer eisigen Lücke geschafft. Das müssen wir das nächste Mal geschickter lösen. Diesmal ohne Zwischenstopp brausten wir nun sicher und auf freien Straßen nach Hilden. Kurze Zeit später war auf dieser Strecke alles dicht. In den Nachrichten war dann zu sehen, dass in Österreich und Süddeutschland Orte von der Außenwelt abgeschnitten waren. Gerade rechtzeitig davon gekommen!

Das Campen im Winter ist schon etwas Spezielles, hat uns aber gut gefallen, sodass wir es im nächsten Winter nochmal wiederholen möchten. Daniel hat auch schon ein stabiles Pennertonnenzelt genäht und zusammengebaut. Jetzt stand aber erstmal Daniels Augen-OP an. Seit der Karibik hat sich seine Sicht auf dem linken Auge zunehmend verschlechtert. Die Untersuchung beim Augenarzt ergab, dass sich ein Belag auf der Netzhaut gebildet hatte. Daniel schließt einen eingefangenen Virus als Ursache nicht aus. In einem etwas komplizierteren Eingriff wurde dieser Belag entfernt und die Linse erneuert. Danach mussten wir noch einen Monat für Kontrolluntersuchungen in Deutschland bleiben. In dieser Zeit wurde auch noch Daniels Meniskus am linken Knie operiert. Auf der linken Seite ist der Mann jetzt also runderneuert. Nächstes Jahr kommt die rechte Seite dran. Schauen wir mal!

Für unseren Vogel gab’s auch was Neues. Um einen Teil unseres Energiebedarfs zu decken, ließen wir in Soest bei der Firma Transwatt einige Solarzellen aufs Dach installieren. Dann packten wir unsere sieben Sachen und flüchteten in die spanische Sonne. Hier führen wir im Moment einige Umbauten am Haus durch, gehen viel golfen und vertreiben uns mit anderen schönen Dingen den Tag. Für den Sommer ist die Teilnahme an der Jahreshauptversammlung des PhoeniX-Clubs in Friedrichstadt anberaumt. Das ist eine gute Gelegenheit, interessante Orte in Deutschland kennen zu lernen, da wir in unserem eigenen Land so viele Ecken noch nicht gesehen haben. Im Anschluss soll uns unsere Weiterreise in fernere Gefilde führen, nach England, Schottland und Irland. Wir freuen uns schon sehr darauf und werden selbstverständlich über unsere Erlebnisse berichten.

 

 

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