Gran Canaria

Ein paar Stunden nach unserer Ankunft in Las Palmas werden wir vom Wartekai vertrieben, da ein Schiff nach dem anderen einläuft und wir dort natürlich nicht liegen bleiben können. Es ist ein öffentlicher Hafen und es geht relativ hektisch zu. Nachdem die Marineros sich einig sind, dass wir doch nicht ins Ankerfeld gehen müssen, um auf einen Liegeplatz zu warten, bringt einer von ihnen uns in ein kleineres angrenzendes Hafenbecken, in welchem hauptsächlich Katamarane liegen, für die im Haupthafen kein Platz mehr ist. Problem ist nur, dass es hier keine Schwimmstege gibt und wir unsere Festmacher und Fender auf den Tidenhub einstellen müssen. Die Leinen dürfen nicht zu kurz sein, damit wir bei Ebbe nicht an der Mauer hängen, sie dürfen aber auch nicht zu lang sein, um bei Flut nicht die anderen Boote zu berühren. Bei Niedrigwasser  und starkem Süd- und Westwind werden wir gegen die pockenbewachsene Mauer gedrückt, was unseren armen Fendern gar nicht gut tut. Die Strümpfe, die die Fender schützen sollten, waren innerhalb weniger Stunden abgerieben. Bei Hochwasser liegt unser Boot dann wieder so weit oben und manchmal von der Mauer entfernt, dass wir Mühe haben darauf zu kommen. Bei Südwind tanzen wir durch den herein drückenden Schwell wie ein Korken an unserem Liegeplatz und das Boot zerrt und ruckelt an unseren Festmachern, die sich auch durchreiben. Wir fragen mehrmals nach, ob wir in den Haupthafen können, aber es besteht keine Chance. Also müssen wir uns daran gewöhnen. Für das Einchecken im Büro muss man viel Zeit einplanen. Es stehen schon etliche Leute davor und warten, wir müssen eine Nummer ziehen und geduldig sein. Dafür sind die Liegepreise aber sehr günstig und wir haben in dem kleinen Hafenbecken zumindest unsere Ruhe. Am nächsten Tag ließen wir erst mal unser Rigg checken, was scheinbar tadellos in Ordnung ist. Außerdem fuhren wir, wie versprochen, mit Thomas Wibberenz mit unserem Schiff raus und ließen uns nochmal genau die Bedienung des Parasailors erklären. Am Abend zeigte uns Thomas in der nahe gelegenen Altstadt die fünfschiffige Kathedrale Santa Ana aus dem Jahre 1497 und das gegenüberliegende Rathaus. Hinter der Kathedrale befindet sich das Casa de Colón, ein prachtvoller Kolonialbau, in dem das Kolumbusmuseum untergebracht ist. Jenes Haus besuchte Kolumbus 1492 auf seiner Reise nach Amerika, als er auf der Insel landete, um eines seiner Schiffe zu reparieren. Anschließend führte uns Thomas in ein typisch spanisches Restaurant, dass genau nach unserem Gusto war: rustikal und mit vielen Leckeien (Leber, Pansen; Gambas, Serrano usw.). Das Leben findet hier noch draußen statt, da die Temperaturen doch noch höher sind als derzeit in Deutschland. Jeden Donnerstagabend bieten zahlreiche Restaurants kleine gebackene Tapas an. Es wird musiziert und gefeiert.

Im Hafen von Las Palmas ist der Treffpunkt der Segler die „Sailor´s Bar“. Auch wir begegnen alten Bekannten und lernen immer wieder neue Leute kennen. Besonders mit Heinz unserem Schweizer Stegnachbarn vom Katamaran „Canta Libre“ sitzen wir oft in geselliger Runde zusammen und diskutieren über das ein oder andere Problemchen am Schiff.  Jeden Mittwochabend findet im „Pier 19“ ein deutschsprachiger Stammtisch statt. Von René, dem hiesigen TransOcean-Stützpunktleiter, bekommen wir wertvolle Tipps über die Insel, Restaurants, Mietwagen usw. Für ein paar Tage kam Petra aus Moraira angeflogen. Sie buchte sich ein Hotel und wir verbrachten einige Zeit miteinander. Mit dem Auto fuhren wir zum Puerto de Las Nieves (Schneehafen) und dann über die beeindruckenden Berge zum Roque Nublo (Wolkenfels). Der Besuch des von René empfohlenen Restaurants „ETXEA“ in Las Palmas lohnt sich auf jeden Fall, wenn man Fisch und Vorspeisen, wie Pansen, Bohneneintopf, usw. mag. Die Gerichte sind allerdings sehr üppig. Im danebengelegenen „Gambrinus“ bestellten wir mit Petra ein Chateaubriand, welches man selbst auf einem kleinen auf dem Tisch bereit gestellten Holzkohlegrill anbrutzeln muss. Einfach köstlich! Und jeder kann es so braten, wie er es mag. Ein bisschen Gemüse, die allgegenwärtigen Kartoffeln und ein leckerer Wein dazu. Mehr braucht es nicht!

Kulturtechnisch haben wir uns noch die hübschen kleinen Innenstädte von Teror und Gáldar angesehen. In Gáldar kann man ein archäologisches Museum und eine Höhlenmalerei bewundern. Als wir dorthin kamen, waren aber leider schon alle Eintrittskarten ausverkauft(?). Na ja, dann eben ein anderes Mal.

Insgesamt ist Gran Canaria als die drittgrößte Kanarische Insel wesentlich belebter, bunter und bebauter als Lanzarote. Besonders in Las Palmas steht ein Hochhaus am anderen. Wie alle Kanaren ist auch Gran Canaria aus Vulkanen entstanden. Da der letzte Ausbruch aber schon sehr lange her ist, hat das Gestein nicht mehr die schwarze Farbe der Lava wie auf Lanzarote, sondern ist schon ins Rötliche ausgeblichen. Besonders der Norden der Insel ist mittlerweile sehr grün, da dort günstige klimatische Bedingungen für das Wachstum zahlreicher Pflanzen herrschen.

Wir haben aber nicht nur Kultur gemacht und gegessen, sondern uns auch um unser Bootchen gekümmert und den nächsten großen Schlag vorbereitet. Wie immer haben wir unterwegs eine To-do-it-Liste geschrieben, die irgendwie permanent länger wird. Als erstes haben wir uns auf Anraten von Thomas auf dem Vordeck neue Blöcke einbauen lassen, damit der Parasailor besser steht. Außerdem haben wir noch das Nähen einer Persenning für unser Dinghi in Auftrag gegeben, damit es vor der Sonne und dem Einstieg von Wellen geschützt ist. Für uns beide bleibt auch noch genug zu tun. Es sind zwar alles im Grunde nur Kleinigkeiten, aber davon genug. Vor ein paar Tagen haben uns Charly und Axel noch ein paar Sachen hierher gebracht. Wir haben alles schon für einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen präpariert, da es sein kann, dass wir direkt in die Karibik gehen und nicht mehr nach Kap Verde. Das entscheiden wir unterwegs je nach Wind. Außerdem ist es mit der Verproviantierung auf Kap Verde sowieso schwierig, sodass wir schon das meiste mitnehmen müssen. Wir haben den Starttermin auf Sonntag, den 20.12.2015 gegen Mittag festgesetzt. Es sieht also so aus, dass wir Weihnachten und wahrscheinlich auch Silvester auf See verbringen werden. Das ist doch auch mal was anderes. Wir werden unsere Christmas-Fahne hissen und den hübschen Schwippbogen anzünden, den uns die Meischners zum Abschied geschenkt haben. Eine nette Idee, wie wir finden, zumal ich jeglichen Weihnachtsschmuck zu Hause vergessen habe.

 

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Eine Antwort zu Gran Canaria

  1. Siggi und Juergen sagt:

    Wir wünschen Euch ein schönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und den richtigen Wind und freuen uns auf den nächsten Bericht.

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