Figuera da Foz – Gibraltar

05.09. – 11.09.2013

Zwei Stunden nachdem wir Porto hinter uns gelassen haben, klart der Himmel auf, die Sonne kommt raus und es wird wieder angenehm warm. Leider müssen wir wegen Windmangels abermals motoren. Am frühen Abend legen wir in Figuera da Foz an und gehen lecker essen. Der nächste Tag führt uns nach Peniche. Da selbe Spiel wieder: Tagsüber kaum Wind. Da wir im Frühjahr schon mal in Peniche waren, wissen wir, dass es hier nicht viele Plätze für etwas größere Schiffe gibt, die auf der Durchreise sind. Wir müssen uns beeilen. Kurz bevor wir anlegen wollen, bekommen wir kräftigen Wind. Warum jetzt und nicht, wenn wir segeln wollen? Wir ergattern den letzten größeren Platz. Hinter uns legt noch ein Mono an, die Herren darauf erkennen uns von Figuera da Foz. So sieht man sich wieder. An den vorherigen Tagen hörte der abends auffrischende Wind irgendwann auf, heute nicht. Wir kämpfen uns in die Stadt und gönnen uns schon wieder Reiseintopf mit Langusten. Nach mehreren Tagen unter Motor wird es Zeit, den Ölstand zu kontrollieren. Der Verbrauch ist okay, Daniel muss nur minimal nachfüllen, aber in der Bilge des Backbordmotors ist auch Öl. Was ist
da jetzt schon wieder kaputt? Unser Plan für den darauffolgenden Tag ist es, in Cascais oder irgendeiner Bucht zwischen zu stoppen und dann nach Sesimbra zu laufen. Fast den ganzen Tag haben wir wunderbaren achterlichen Wind von 20 – 25 Knoten. Perfekte Bedingungen für den Parasailor, den wir ja leider nicht mehr haben. Sehr ärgerlich. Also motoren wir wieder. Lissabon lassen wir aus, weil uns die Befahrung des Flusses Tejo hin und zurück ca. 30 Meilen kosten würde, die wir lieber an der Küste abreißen wollen. Sesimbra ist hoffnungslos überfüllt, dort liegt man schon im Dreierpäckchen, also peilen wir Sines an. Wir reservieren aber vorsichtshalber dort einen Platz, da auch dieser Hafen relativ klein ist und nicht so viele Transitplätze zur Verfügung stehen. Wir laufen im Dunkeln ein, was nicht schlimm ist, weil wir den Hafen schon kennen. Auch das Anlegen bei wieder stärkerem Wind bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Manchmal haben wir Glück und andere nette Segler helfen uns dabei, aber auch alleine sind wir mittlerweile eingespielt. So spät abends können wir uns nicht mehr aufraffen, den Berg vom Castelo zu erklimmen, um im dortigen Restaurant die leckeren Black Pigs zu vernaschen. Schade, aber wir hatten ja bereits das Vergnügen. Am nächsten Morgen (Sonntag, den 08.09.2013) wird vor dem Auslaufen der Gennaker angeschlagen, damit wir wenigstens ein Leichtwindsegel haben. So können wir auch, nachdem der Wind auf bis zu 20 Knoten zunimmt, können wir mit Groß und Gennaker endlich wieder zwischen 8 und 9 Knoten segeln. Leider wurde in der Werft in Frankreich irgendetwas im Großbaum nicht richtig montiert und eine Rolle von den Reffleinen oder ähnliches verursacht ein nervendes klapperndes Geräusch. Ansonsten freuen wir uns, dass wir endlich mal wieder ohne Motoren vorankommen. Unser Ziel ist Portimao. Als der Wind bis auf 23 Knoten zunimmt, schaffen wir bis zu 12 Knoten Fahrt über Grund. Wir passieren Cabo de Sao Vicente. Der Wind wird immer stärker. Der Gennaker muss weg. Die Frau steuert. Der Mann macht ins Groß das erste Reff. Soweit so gut. Ich drehe mich um und sehe, dass sich unser Windpilot eine nicht schnell genug nachgezogene Reffleine vom Großsegel geschnappt und um einen Flügel gewickelt hat. Wenn jetzt der Großbaum, der etwas Spiel hat, auf die falsche Seite wandert, reißt er uns den Flügel vom Windpiloten ab. Daniel reagiert blitzschnell und macht den Baum fest. Dabei bemerkt er, dass der Windpilot die ganze Reffleine aus dem Baum gezogen hat. Wo war der Achterknoten am Ende der Leine, der genau davor bewahrt? Kurz vor dem Reffen raus gemacht. Aha! Wer weiß, wozu es gut war. Sonst wäre vielleicht doch ein Flügel abgerissen worden. Wir drehen das Schiff in den Wind und holen noch das restliche Groß runter. Wir bringen das Boot näher zur Küste, wo es etwas windstiller ist. Daniel knobelt die Reffleine vom Windpiloten. Ich halte das Schiff von der Küste fern. Ich liebe solche Aktionen. Gott sei Dank wedelt der Wind ablandig. Alles gesichert und gerettet fahren wir unter Motor Richtung Portimao. Ich frage telefonisch nach einem Platz. Kein Problem. Wir sollen an Wartepier festmachen und morgen einchecken, da das Office um 19.00 Uhr (Local Time) schließt. Wir laufen um 20.45 Uhr (LT) bei Dunkelheit ein. Nachts in einen unbekannten Hafen einzulaufen, ist nicht ganz so easy. Die Karte scheint nicht tausendprozentig zu stimmen. Die Diskolichter an Land verwirren etwas. Ein voll beleuchteter Fischer überholt uns und zeigt uns den Weg. Wir machen am vermeintlichen Warteponton fest. Direkt oberhalb befindet sich ein Restaurant mit einladendem Flair, Grill draußen und portugiesisch-spanischen Gitarrenklängen. Das Grillbuffet schließt zwar leider in fünf Minuten, in der darüber liegenden Lounge bekommen wir aber noch was zu essen. Die Kellner klären uns auf, dass wir nicht am Warteponton angelegt haben, sondern an dem für VIPs. Verstehe ich nicht, dass die uns nicht erkannt haben. 😉 Sie finden es eher witzig. Wahrscheinlich passiert das öfter. Wir können dort aber liegen bleiben und sollen morgen ohne zu Bezahlen rausfahren. Nein, nein, das machen wir nicht. Daniel fällt in der Nacht noch ein, dass er beim Gennakeranschlagen eine Kombizange auf dem Vordeck bei der Ankerwinsch liegen lassen hat. Da das Schiff bei der Welle und dem Wind hierher ziemlich geschaukelt hat, wird sie wohl runter gehoppelt sein. Aber nein, amnächsten Tag findet er sie an der derselben Stelle. Das ist einer der Vorteile beim Katamaran. Bei Tageslicht sehen wir den richtigen Wartekai vor der Marina. Er war nachts nicht zu erkennen, da er überhaupt nicht beleuchtet ist. Außerdem hatten wir als VIPs nur ein paar Schritte zum Restaurant. Vom Office der Marina wäre es ein sehr weiter Weg gewesen, wie wir am nächsten Tag feststellen. Der Hafen von Portimao ist relativ groß und hat eine riesige Ferienappartementanlage. Am Strand, der von See kommend vor dem Hafen liegt, gibt es viele Restaurants, Cafés und Bars. Im Piratenlokal „Waterfront“ gönnen wir uns ein leckeres Frühstück und tuckern gegen Mittag los. Wir wollen über Nacht fahren und am nächsten Morgen in Cádiz sein. Die endlose Felsküste vor Portimao ist sehr hübsch anzuschauen. Buchten mit Stränden, Felshöhlen und einzelne Ferienhäuser wechseln sich ab. Das Wetter ist traumhaft. Sonnenschein, 32°C, kaum Welle, ein bisschen wenig, aber raumer Wind, also die Richtung stimmt und wir können die Segel setzen. Bestens also, obwohl wir an Bord wenig bis gar keinen Alkohol trinken und Neptun somit auch nicht viel abbekommt, um ihn um gutes Wetter und den richtigen Wind zu bitten. Ich bejammere leise, dass wir noch nicht einmal schwimmen waren und ich sowieso noch nie im Atlantik war. In den Buchten, in denen wir vorher geankert haben, hatten wir entweder keine Zeit oder keinen Nerv (nach der Parasailoraktion) dafür. Außerdem war das Wasser weiter nördlich noch eisekalt. Plötzlich gibt Daniel Kommando zum Segel bergen und Anker klar machen. Was geht denn jetzt wieder ab? Wir sind doch gerade erst rausgefahren. Der Befehl lautet: Ankern an einem der Strände, die teilweise fast menschenleer sind, und baden gehen. Ey, ey Captain! Wird gemacht. Die Wassertemperatur hier ist herrlich erfrischend. Daniel nutzt die Gelegenheit und kann sich unter Wasser den Propeller des Steuerbordmotors anschauen. Er macht uns seit ein paar Tagen Sorgen, da er beim Rückwärtsfahren sehr ruckelt und in den Häfen wollten wir nicht unbedingt in die Brühe tauchen. Die Vermutung ist, dass sich irgendetwas im Propeller verfangen hat. Und so war es auch. Ein Stück Seil, wahrscheinlich von einer Fischerboje hat sich verheddert. Wir versuchen zwar unterwegs immer aufzupassen, damit wir nicht in die Bojen fahren, aber manche Gebiete sind gespickt davon und nachts sieht man sie überhaupt nicht. Das Seil ist entfernt. Ich plansche noch ein wenig im Atlantik vor der portugiesischen Algarve. Herrlich! Vielleicht können wir auch noch dem Klappern im Großbaum zu Leib rücken. Daniel klettert auf das Dinghi und schaut sich das Ganze von innen an. Da sind keine Rollen, nur die Reffleinen. Der Unterliektstrecker ist nicht ganz fest und schlägt vermutlich bei Bewegungen des Baumes gegen dessen Innenwand. Wir ziehen mithilfe der Tricks meines Mannes die ausgerauschte Reffleine wieder durch und das klappernde Seil straffer und siehe da nichts klappert mehr. Wie sich später herausstellt lag es aber nur daran, dass der Baum ziemlich ruhig stand. Wir müssen also in naher Zukunft Schaumstoff an den Innenseiten des Baumes anbringen, sonst werden wir von dem Getöse irgendwann verrückt.Auf geht´s nach Cádiz. Laut Berechnung werden wir dort am nächsten Morgen ca. 9.00 Uhr MESZ (entspricht unserer Zeit) einlaufen. Wenn wir die Grenze von Portugal nach Spanien übersegeln, klaut man uns wieder die Stunde, die sie uns vor ein paar Tagen geschenkt haben. Im Moment laufen wir mit 8-9 Knoten Wind aus West, dem Groß und dem Gennaker zirka 5 Knoten Schiffsgeschwindigkeit über Grund. Nicht sehr schnell, aber bei Sonnenschein und nahezu keiner Welle und somit kaum Schiffsbewegungen ein angenehmes Segelgefühl! Da wir vorankommen müssen, nehmen wir irgendwann den Gennaker runter und starten die Motoren. Die Nacht ist relativ ruhig. Zappi schläft die ganze Zeit. Wir wechseln uns ab, wie es unsere Wachheit zulässt. Kurz vor der Küste muss man sehr auf die Fischer aufpassen. Nicht alle haben AIS, aber mit ihrer hellen Beleuchtung sind sie gut zu erkennen. Ein paar Meilen vor Cádiz kommt der Wind genau von vorne und wird stärker. Ich wecke Daniel, damit wir das noch zur Stabilisierung oben stehende Groß runter nehmen. Wir sind tatsächlich um 9.00 Uhr in Cádiz. Weil wir beide noch relativ fit sind, beschließen wir dort nur 2 Stunden zu bleiben, zu frühstücken und weiter zu laufen bis Barbate. So haben wir am darauffolgenden Tag nur noch ca. 40 Seemeilen nach Gibraltar, wo wir relativ schnell sein sollten, da der Wind in den nächsten Tagen gegen ist und zunehmen wird. Ich frage in der Marina nach und wir dürfen für die zwei Stunden kostenlos am Wartekai liegen bleiben. Bis nach Barbate sind es ca. 35 Seemeilen, der Wind nimmt ab Mittag tatsächlich zu und kurz vor 15.00 Uhr beim Anlegen in Barbate will er sich auch nicht beruhigen. Wir kriegen eine kleine Box zugewiesen. Diese Kombination mit starkem Seitenwind kennen wir schon aus Gibraltar und möchten wir nicht wiederholen. Also lassen wir uns lieber eine größere Box auf der anderen Seite geben und legen etwas entspannter an. Im Internetcafé schauen wir nochmal nach dem Wetter, es gibt um Gibraltar rum immer mehr Gegenwind. Wir starten früh, bevor der Wind aufwacht. Nach kurzer Zeit haben wir aber schon 27 und vor Tarifa (der südlichsten Spitze) 34 Knoten Gegenwind mit der dazugehörigen Welle. Da wir aber mit der Strömung gehen, machen wir trotzdem noch gut Fahrt. Hinter Tarifa wird uns wohl einiges erwarten, da der Wind dort vom Mittelmeer her freie Bahn hat. Wir schnüren alles fester und stellen uns auf unangenehme Gegenanbolzerei ein. Wir hangeln uns an der Küste hoch. Geschützt von den Bergen wird es aber doch nicht so schaukelig, wie wir dachten. Die Segler die uns entgegen kommen, genießen mit hochgezogenen Segeln ihre Fahrt. Wir müssen aber nun mal in die andere Richtung und bis jetzt hatten wir echt Glück mit dem Wetter. Am frühen Mittwochnachmittag (11.09.2013) laufen wir in Gibraltar ein und tanken erst mal. Ich kontaktiere die britische Queens Marina, ob sie einen Platz haben. Alles voll. Dann funke ich die Marina Bay an. Alles voll. Oh, oh. Hochsaison. Dann bleibt nur wieder die spanische Marina Alcaidesa, in der wir schon im Frühjahr lagen. Dort bekommen wir einen Platz und achten darauf, dass er nicht wieder zu kurz ist. Morgen wollen wir Richtung Roquetas de Mar/Almeria aufbrechen.

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