Ostern 2016 auf Martinique

Wir wünschen allen ein frohes Osterfest!

Martinique ist sehr europäisch. Das liegt daran, dass die karibische Insel ein Überseedepartment und voll integrierter Teil des französischen Staates ist und von Frankreich finanziell unterstützt wird. Das merkt man auch an der sehr gut ausgebauten Infrastruktur. In jedem größeren Ort gibt es ganze Industriegebiete mit riesigen Supermärkten, Baumärkten, Sportgeschäften und alles, was das Herz begehrt. Es ist wie im Schlaraffenland! Wir liegen mit unserem Boot in der Marina von Le Marin. Auch hier gibt es sehr gut ausgestatte Schiffsausrüster, Geschäfte für den Angelbedarf, Segelmacher, Patisserien, Boutiquen, Restaurants, Bars u.v.m. Der Hafen ist ziemlich voll und auch in dem Ankerfeld davor liegen unzählige Schiffe. Wir hatten unseren Liegeplatz in der Marina schon von St. Lucia aus reserviert und bestätigt bekommen. Als wir ankamen, konnten sie aber unsere Reservierung nicht finden und haben uns an den allerletzten Steg fast in den Mangroven gelegt. Beim Anlegen haben wir fast aufgesetzt, so flach ist es hier, und zur Capitanerie oder in die nächste Bar muss man meilenweit laufen. Wir haben jeden Tag nachgefragt, ob wir nicht einen anderen Platz bekommen können, aber sie haben uns immer wieder vertröstet. Mittlerweile fühle ich mich aber schon heimisch hier hinten. Wir kennen die Nachbarn, jeden Abend bekommen wir von den Vögeln in den Mangroven ein tolles Konzert, und wir müssen uns zwangsläufig mehr bewegen, um zu Fuß irgendwohin zu kommen. Außerdem liegen wir weit entfernt von den Charterkatamaranen, und das ist auch nicht so schlecht. Wir treffen hier wieder viele Bekannte und lernen, wie immer, auch neue Leute kennen. Wir kommen an einem Freitag an und die uns in ihrem Dinghi entgegenkommende Crew der Flying Fish informiert uns, dass abends in der Mango Bay-Bar ein deutschsprachiger Stammtisch stattfindet. Noch dazu ist von 18 bis 19 Uhr Happy Hour. Also begießen wir erst mal unsere Ankunft und das Wiedersehen. Für alle Interessierten habe ich von den befreundeten Yachten, die auch eine Homepage haben, eine Rubrik auf unseren Blog gestellt. Wer möchte, kann dort nachschauen, was die anderen so treiben. Wir fühlen uns sehr wohl hier, deshalb sind aus der geplanten Woche Aufenthalt auch schon wieder über drei Wochen geworden. Vor ein paar Tagen wurde in unserem Stammlokal, der Kokoa Rum-Bar, das übrigens auch sehr schnelles Internet hat, ein fantastisches Konzert gegeben. Fünf junge Leute, denen man das gar nicht angesehen hat, haben dort richtig abgerockt. Alle hatten super gute Stimmen und beherrschten ihre Instrumente. Die Genres waren sehr unterschiedlich, von Blues bis Country. Ein Musiker spielte zwischendurch akustische Gitarre. Da ging mir natürlich mein Herz auf! Die Songs waren sehr anspruchsvoll und durchweg älteren Jahrgangs, u.a. von The Doors, Janis Joplin und B.B. King. Wir waren begeistert! Einmal im Monat wird ein Flohmarkt veranstaltet und jeder Segler kann dort seine Sachen anpreisen, die er nicht mehr braucht. Auch eine gute Idee! Natürlich haben wir uns auch die Insel mit einem Mietwagen angeschaut. Dafür nahmen wir uns mehrere Tage Zeit. Martinique, von den Ureinwohnern „Medinina“ (Blumeninsel) getauft, ist eine wunderschöne, grüne und bergige Insel. Da es hier genug regnet, fährt man oftmals durch den tropischen Regenwald und kann die exotischen Pflanzen am Wegesrand bestaunen. Riesige Farne, Magnolien, Hibiskus u.v.m. wachsen einfach so in freier Wildbahn. Es ist wahrscheinlich obsolet, zu erwähnen, dass die Bewohner Martiniques sich dies zu Nutze machen und hauptsächlich von der Landwirtschaft leben. Der Anbau von Bananen macht 40% der Exportlöhne aus und ist somit wichtigstes Exportgut. Weitere wichtige landwirtschaftliche Produkte sind Rohrzucker, Rum und Ananas. Die restlichen Wirtschaftsfaktoren sind zwei französische Unternehmen, ein Stromkonzern und eine Raffinerie, Handel und natürlich Tourismus. Wenn man im Süden und im Osten der Insel entlang der Küste reist, findet man viele Buchten, eine schöne als die andere, mit herrlichem Blick auf den Atlantik. Auf dem westlichen Weg kann man den vorgelagerten Rocher du Diamant (Diamantfelsen) sehen. Dieser aus Basalt bestehende Felsbrocken spielte in den Napoleonischen Kriegen eine wichtige Rolle, weil er 1804 von den Briten besetzt und zu einer Festung mit einer 120 Mann starken Garnison und 5 Kanonen ausgebaut wurde. Er galt als unsinkbares und uneinnehmbares „Kriegsschiff“ und wurde sogar als solches in das Register der Royal Navy aufgenommen. Noch heute wird er dementsprechend von vorbeifahrenden Marineschiffen gegrüßt, da er ja niemals untergegangen ist oder ausgemustert wurde. 1805 eroberte eine französisch-spanische Flotte den Diamantfelsen zurück. Weiter nach Norden ist die Rumdestillerie „Trois Rivieres“ (Drei Flüsse) mit der hübschen Mühle davor eigentlich nicht zu verfehlen. Eine Führung, in der anschaulich erklärt wurde, wie man das starke Getränk früher hergestellt hat, und eine Kostprobe des „besten Rums der Karibik“ ließen wir uns abermals nicht entgehen. Dass die Führung auf Französisch war und wir beide diese Sprache nicht sprechen, hat uns nicht wirklich gestört. Folgt man der einzigen größeren Straße noch weiter nordwärts, passiert man Le Lamentin, wo sich der Flughafen befindet, Fort de France mit dem wichtigsten Hafen für die Großschifffahrt, Schoelcher und St. Pierre am Fuße des 1.397m hohen Vulkans Montagne Pelée. St. Pierre hat eine sehr traurige Geschichte, da beim Vulkanausbruch am 8. Mai 1902 durch den pyroklastischen Strom 30.000 Menschen elendig zu Tode gekommen sind. Schon Tage vorher waren Erschütterungen zu spüren, jedoch der damalige Gouverneur hielt die Bewohner mit militärischer Gewalt in der Stadt, da zwei Tage später eine Wahl stattfinden sollte. Ein Museum, in welchem die durch die Hitze mit bis zu 1.500 Grad Celsius deformierte gusseiserne Kirchenglocke, geschmolzenes Glas, zusammengebackene Schrauben und Nägel, sowie Schädel von verbrannten Menschen, ausgestellt sind, und einige verkohlte Ruinen erinnern an die furchtbare Naturkatastrophe. Die Besteigung des Vulkans mussten wir „leider“ ausfallen lassen, da an diesem Tag strömender Regen herrschte. St. Pierre, bis dahin Hauptstadt der Insel, hat sich im Grunde nie wieder so richtig erholt, und so wurde ab diesem Zeitpunkt Fort de France die Hauptstadt.

Zur Geschichte von Martinique ist zu sagen, dass bereits bis 4.000 v. Chr. erste Besiedlungen unbekannter Zivilastionen nachweisbar sind. Die ersten dokumentierten Niederlassungen erfolgten 100 v. Chr. durch die Arawaks aus dem Orinokogebiet Venezuelas. Im 10. Jahrhundert kamen dann die Kariben. Am 15. Juni 1502 entdeckte Christoph Kolumbus als erster Europäer auf seiner vierten Reise das Eiland. 1635 wurde Martinique von Frankreich kolonialisiert und ist seitdem bis auf drei kurze Phasen fremder Besatzung in französischem Besitz. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Insel war der Elsässer Victor Schoelcher, der im Jahre 1848 wesentlich zur Abschaffung der hiesigen Sklaverei beigetragen hat. Ein Denkmal, ein Museum, die Benennung einer Stadt, einer Bibliothek u.v.m. sollen an ihn erinnern. Josephine, die spätere Gattin Napoleons, wurde am 23. Juni 1763 in Trois Ilets geboren. Ihr zu Ehren wurde ebenfalls ein Denkmal errichtet, dass heute allerdings kopflos ist, da sie zwischenzeitlich für die Wiedereinführung der Sklaverei gesorgt hatte.

Die heutige Bevölkerung ist zu ca. 80% afrikanischer und zu ca. 15% indischer oder afro-indischer („coolies“) Herkunft. Die restlichen 5% stammen von Europäern ab, zu denen auch die Nachfahren der früheren weißen Sklavenhalter, „Békés“ genannt, gehören. Alle Menschen, ob schwarz oder weiß, die auf Martinique geboren werden, sind Kreolen. Die offizielle Sprache ist Französisch, die Muttersprache das Martinique-Kreolische.

Wir haben ein vertrautes Gefühl auf Martinique, da es eben sehr europäisch ist. Nach Kap Verde, Barbados und St. Lucia ist auch mal wieder schön, sich quasi heimisch zu fühlen. Die Menschen sind sehr freundlich und viele sind Gott sei Dank des Englischen mächtig. In der nächsten Woche wollen wir noch einen Abstecher auf die nördlich gelegene Insel Dominica machen und werden nach ein paar Tagen hierher zurück kehren, da wir noch ein Cover für die Schläuche unseres Dinghis bestellt haben. Dann wird es langsam Richtung Süden gehen, um rechtzeitig aus der Hurrikanzone herauszukommen.

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4 Antworten zu Ostern 2016 auf Martinique

  1. Siggi und Juergen sagt:

    Was glaubst du, was wir gerade machen? Wir stoßen auf Deinen Geburtstag an. Natürlich mit Whisky. Alles Liebe und ein dickes Drueckerchen von
    Siggi und Juergen

  2. Alex und Franca sagt:

    Wow, das wird ja immer toller. Super Bilder! Vermisst ihr Deutschland eigentlich gar nicht? Es ist doch so schön hier, kühl und die verschiedensten Grautöne, herrlich. Wir beneiden euch! Daniel, dir schon mal vorab Glückwunsch zu deinem Geburtstag. Wir freuen uns auf weitere spannende Berichte. Glg Alex und Franca

  3. Siggi und Juergen sagt:

    Hatten wir Euch noch nicht erzählt, dass Murphy Vater geworden ist? Also 200 m von uns hat unser Bürgermeister Hans seinen Hof – Milchwirtschaft. Und der hat eine Borderkollie Hündin namens Eila und wenn die läufig ist kommt dieses Flittchen zu Murphy, springt einfach übers Tor. Da das immer in unserer morgendlichen Tiefschlafphase ist,wenn Hans zum melken geht und Murphy, wenn er das hört, ein riesen Geschrei macht und ich weiter schlafen möchte, lass ich ihn schnell raus. Das ist bisher immer gut gegangen weil Hans seiner Eila immer ne Spritze gibt, wenn sie heiss ist. Im letzten Herbst aber nicht. Und seit Anfang Januar ist Murphy Vater von Soehnchen Rocky. Da Eila schon alt ist, hats nur ein Junges gegeben und den behält Hans.
    Liebe Grüße und immer ne handbreit Whisky im Glas!

    • dartmann johannes sagt:

      meine lieben,
      sowie ich euren berichten entnehmen kann, fühlt ihr euch sauwohl
      dazu gibt es nichts mehr zu sagen, spare ribs und bier bis zum atemstillstand,
      gratis haare schneiden usw. leben wie die made im speck, das gefällt mir gut.
      ich brauche mir um euch keine sorgen machen.
      bis bald ulla und hans

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